Vor seinem Karriereende als Fußballer: Vor seinem Karriereende als Fußballer Toni Kroos: Das ist nicht mehr das Deutschland von vor zehn Jahren

BERLIN. Deutschlands langjähriger Fußballnationalspieler Toni Kroos hat sich enttäuscht über die Entwicklung des Landes in den vergangenen zehn Jahren gezeigt. „Ich finde Deutschland nach wie vor ein tolles Land, bin auch super gerne da, aber es ist nicht mehr so ganz dasselbe Deutschland wie es vielleicht vor zehn Jahren war, als wir nach Spanien gegangen sind“, sagte er in dem am Freitag veröffentlichten Podcast „Lanz & Precht“ von Journalist Markus Lanz und Philosoph Richard David Precht.

Das Gefühl im Land habe sich geändert. In dem Podcastgesprach war Kroos merklich bemüht, die richtigen Worte zu finden. „Wie drückt man das am besten aus, ohne in eine Ecke gestellt zu werden?“, fragte er sich dabei. Seine Tochter sei gerade sieben Jahre alt. „Wenn mich jemand fragen würde, ‚würdest Du Deine Tochter mit vierzehn Jahren abends um 23:00 eher in Spanien rauslassen oder in einer deutschen Großstadt?‘, wäre ich aktuell eher bei Spanien“. Er wolle sich nicht zu pauschal äußern, allerdings seien in Deutschland auch schon „Dinge passiert“.

Kroos deutet an: Migration eines der Hauptprobleme

Er hätte Bedenken, ob seine Tochter in Berlin, München oder Hamburg „unbeschadet wieder nach Hause kommt“. Die habe er so vor zehn Jahren noch nicht gehabt. Im Wortwechsel mit den beiden Hosts des Podcasts erweckte er dabei um Worte ringend den Eindruck, daß die Migrationskrise im Zentrum dieses veränderten Sicherheitsgefühls stehe.

„Von vielen Problemen ist ja das große Thema ‚Migration‘ auch ein – wie soll ich sagen? – daß es „voll“ ist, daß man dieses Gefühl hat, ist ja ein klares Thema“, haderte er mit der Formulierung. Sowohl bei der Weltmeisterschaft 2006 als auch bei der diesjährigen EM habe Deutschland unter Beweis gestellt, daß es die Welt mit „offenen Händen“ empfange. Er finde das „wirklich klasse“.

Fußballlegende warnt vor Polarisierung der Gesellschaft

Mit Blick auf die Probleme mit der Migration allerdings betonte er: „Nur ich glaube, es war einfach zu unkontrolliert. Man hat es nicht geschafft, diesen sehr positiven Ansatz, den ich zu 1.000 Prozent unterstütze, weil Leute von außen zu uns kommen und dann happy sind. Aber man hat das glaube ich unterschätzt.“

Kroos fügte hinzu: „Klar, wenn ganz viele Leute kommen, gibt es immer einen Prozentteil – genau wie bei Deutschen – der uns nicht guttut. Und wenn man da nicht unterscheiden kann, wird’s am Ende schwierig. Dann ist natürlich auch die Haltung der Deutschen zu diesem Thema auch immer geteilter.“ Gleichzeitig betonte er, daß „der Grundgedanke, daß Menschen kommen, die wir ja auch brauchen, sensationell und gut ist.“

Am Freitag lief Kroos zu seinem letzten Länderspiel als Teil der deutschen Nationalmannschaft gegen Spanien auf. Die deutsche Mannschaft verlor 1:2 in der Verlängerung. Damit ist Deutschland aus der Fußball-Europameisterschaft ausgeschieden. Kroos selbst kündigte vor dem Turnier an, danach seine Karriere als Fußballer zu beenden. Der Mittelfeldspieler wird schon jetzt allgemein als einer der erfolgreichsten Fußballer der deutschen Geschichte betrachtet. (fw)

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