Von wegen „Freiheit“ Merkels Memoiren: Unverdientes Eigenlob

Mit großem PR-Pomp lancierte die ehemalige Kanzlerin und CDU-Vorsitzende die Vorstellung ihrer Erinnerungen „Freiheit“. Schon der Titel ist eine Unverschämtheit. Der zähe 736 Seiten zählende Ziegelstein löst den Titel nicht ein. Nirgends findet sich eine ernste Beschäftigung mit jenem leuchtenden Begriff, der ihrer Regierungspolitik in Wahrheit diametral entgegensteht. Lediglich in einem flachen „Epilog“ ringt sich Merkel phantasielos ab, Freiheit bedeute für sie, „herauszufinden, wo meine Grenzen liegen“ und „auch loslassen zu dürfen“.

Ja, hätte sie das mal gleich am Anfang ihrer Karriere beherzigt und hätte uns mit einer 16 bleierne Jahre währenden, Deutschland politisch und wirtschaftlich in den Abgrund führenden Politik verschont.

Die Worte „das deutsche Volk“ fallen nur einmal

Vor Antritt ihrer Kanzlerschaft 2005 hatte sie kurzzeitig versucht, den Reformansatz von Gerhard Schröders Agenda 2010 in eine überfällige Revision deutscher Finanzpolitik zu verlängern. Mit dem mutigen Steuermodell von Paul Kirchhof sollten die immer enger werdenden staatlichen Fesseln für Bürger und Unternehmen gelöst werden. Beim ersten Gegenwind der im Zweifel linken veröffentlichten Meinung knickte sie jedoch ein und ließ Professor und Konzept fallen. 

In Merkels Autobiographie findet sich sage und schreibe ein einziges Mal das Wort „Vaterland“ – nur weil sie auf Seite 155 die DDR-Hymne zitiert. Das Wort „Nationalgefühl“ suchen wir ebenso vergebens wie den Begriff „deutsche Nation“. So fällt konsequenterweise auch nicht der Name des Schöpfers des deutschen Nationalstaates, Otto von Bismarck. Das „deutsche Volk“ konnte sie nur deshalb nicht vermeiden, weil sie einmal aus der Präambel des Grundgesetzes zitieren muß. Ein rundum erbärmliches Armutszeugnis.

Merkel vermeidet jegliche Selbstkritik

Merkel ist die Personifizierung der Selbstaufgabe unserer Nation. Daß ihr auch heute noch von maßgeblichen Feuilletons, Leitartiklern und Moderatoren Kränze gewunden werden, zeigt: Sie fiel nicht vom Himmel. Sie war das perfekte opportunistische Medium einer politischen Klasse, einer Öffentlichkeit, einer Partei, die nichts anderes wollte. Sie ist Sinnbild eines satten, des Ernstfalls entwöhnten Bürgertums, das die Weichen bewußt nicht anders gestellt hat.

Kein Wort der Selbstkritik kommt Merkel über die Lippen. Sie beklagte beim Gespräch mit Anne Will lediglich, die „Klimapolitik“ nicht noch energischer vorangetrieben zu haben. Eine Geisterfahrt, wie jetzt offensichtlich wird. Den Trümmerhaufen, den Merkel und die sie stützenden Kräfte hinterlassen haben, müssen dereinst andere beseitigen. Es wird eine Herkulesaufgabe.

Aus der JF-Ausgabe 50/24.

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