Vom Kritiker zum Loyalisten: Vom Kritiker zum Loyalisten Mit diesem Mann zieht Trump in den Präsidentschaftswahlkampf

WASHINGTON. Die Wahlversammlung der Republikaner hat Donald Trump offiziell zum US-Präsidentschaftskandidaten der Partei nominiert. Er erhielt rund 95,5 Prozent der Stimmen von insgesamt 2.500 Delegierten. Die Anwesenden empfingen Trump, der am Samstag zuvor ein Attentat überlebt hatte, mit minutenlangem Applaus. Dabei stellte der ehemalige US-Präsident James David „JD“ Vance als seinen Vizepräsidentschaftskandidaten vor.

Trump habe das Kongreßmitglied aus Ohio nach „langwieriger Überlegung“ gekürt, teilte er auf dem Kurznachrichtendienst Truth Social mit. Sollte er die für den 5. November angesetzte Wahl gewinnen, würde der 1984 geborene Vance der drittjüngste Vizepräsident in der US-Geschichte. Beobachtern zufolge soll dieser vor allem Wähler im strategisch wichtigen Rust Belt gewinnen, einer Region im Nordosten der Vereinigten Staaten, die infolge der Deindustrialisierung verarmt ist und zu der Ohio gehört. Mit Unterstützung der Wahlmänner aus der Region hatte Trump bereits seine erste Wahl im Jahr 2016 gewonnen.

Vance gilt als sozialer Aufsteiger

Bekannt wurde Vance durch seine Autobiographie „Hillbilly Elegy“ aus dem Jahr 2016. Darin beschreibt er unter anderem sein Aufwachsen in einer dysfunktionalen Arbeiterfamilie und seinen anschließenden sozialen Aufstieg. Nach seinem High-School-Abschluß im Jahr 2003 diente Vance vier Jahre lang als Marine-Unteroffizier. Anschließend studierte er Politik, Philosophie und Rechtswissenschaften an der Ohio State University und in Yale. Danach arbeitete er unter anderem als Investor an der Seite des Paypal-Mitgründers Peter Thiel.

2022 wurde Vance erstmals in den US-Senat, das Kongreßoberhaus, gewählt. Im Unterschied zu den meisten Republikanern gilt er als Kritiker liberaler Wirtschaftspolitik. „Sollte Trump gewinnen, werden Sie ein deutlich härteres Durchgreifen beim Schutz heimischer Produzenten sehen“, versprach er gegenüber dem Portal Politico. Im Senat setzte er sich unter anderem für Schutzzölle und die Zerschlagung großer Technologieunternehmen wie Google ein. Er befürwortete zudem eine Ausweitung der staatlichen Familienunterstützung.

Trumps Vize-Kandidat änderte mehrfach seine Positionen

Vance wird vor allem wegen seiner außenpolitischen Haltung kritisiert. So sprach er sich gegen die Unterstützung der Ukraine im Krieg gegen Rußland aus. Als ein Hilfspaket in Höhe von 95 Milliarden US-Dollar (rund 87 Milliarden Euro) im Senat durchgefallen war, lobte er das Votum: „Es ist uns gelungen, Europa und dem Rest der Welt ziemlich deutlich zu machen, daß Amerika nicht unbegrenzt Blankoschecks ausstellen kann.“

Zudem werfen ihm Kritiker Inkonsequenz in gesellschaftspolitischen Fragen vor. Mehrfach änderte Vance unter anderem seine Haltung zur Abtreibung. 2021 sprach er sich dafür aus, sie auch dann zu verbieten, wenn die Schwangerschaft infolge einer Vergewaltigung oder Inzest entstanden ist: „Es geht darum, ob das Kind leben darf, selbst, wenn die Umstände seiner Geburt ein Problem für die Gesellschaft sein könnten.“ Vor mehr als einer Woche erklärte er hingegen gegenüber dem Fernsehsender NBC, den bundesweiten Zugang zu Abtreibungspillen zu unterstützen.

Auch sein Verhältnis zu Trump selbst änderte sich im Laufe der Jahre. Während der Kampagne 2016 schrieb Vance an einen ehemaligen Kommilitonen, der spätere US-Präsident könnte „Amerikas Hitler“ werden. Noch im Februar desselben Jahres warnte er in der Tageszeitung USA Today, Trumps Ansichten reichten von „unmoralischen“ bis „absurden“ Vorschlägen, darunter in der Migrationspolitik. Heute gilt er als loyaler Unterstützer des 78jährigen. Inzwischen hat er sich von seiner früheren Kritik distanziert. Nach seiner Kür schrieb er auf X: „Was für eine Ehre ist es, neben Trump zu kandidieren. Er hat schon einmal für Frieden und Wohlstand gesorgt, und mit eurer Hilfe wird er es wieder tun.“

(kuk)

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