US-Richterin ignoriert Geständnis Nach Mord: Hunderte demonstrieren vor US-Basis Spangdahlem

SPANGDAHLEM. Am Sonntag haben vor dem US-Militärstützpunkt im rheinland-pfälzischen Spangdahlem etwa 200 Bürger gegen den Freispruch des US-Soldaten Grant Harrison demonstriert, der im August vergangenen Jahres den deutschen Staatsbürger Michael Ovsjannikov mit zwei Messerstichen getötet haben soll. Die Teilnehmer der angemeldeten Kundgebung seien „eine gute bürgerliche Mischung ohne Parteisymbolik“ gewesen, wie ein Sprecher der Polizei gegenüber der JUNGEN FREIHEIT mitteilte.

Mitte Oktober dieses Jahres war Harrison vor einem US-Militärgericht freigesprochen worden. Zuvor hatte er allerdings deutschen Ermittlern gegenüber die Tat bereits gestanden. Das erkannte die US-Richterin jedoch nicht an und spielte es den acht Geschworenen nicht vor. Sie begründete das damit, daß sie Harrisons Darstellung glaube, wonach er sich von den deutschen Polizisten bedroht gefühlt habe.

Harrison hatte den deutschen Behörden gesagt: „Ich nahm mein Taschenmesser aus der Hosentasche und beschloß, es in die Person zu stechen. Ein- bis zweimal in die rechte Seite.“ Dieses Eingeständnis, das die US-Richterin nicht anerkannte, spielten die Demonstranten über große Lautsprecher vor der Militärbasis Spangdahlem ab.

Harrison arbeitet noch in Spangdahlem

Daß ein Verbrechen auf deutschem Boden vor einem US-Gericht landet, ist nicht ungewöhnlich. Der US-Jurist Ron-Jo Koenen sagte dazu dem SWR, der Aufnahmestaat Deutschland habe „grundsätzlich das Vorrecht zur Ausübung der Gerichtsbarkeit. Deutschland hat allerdings von einer Sonderregelung Gebrauch gemacht und darauf verzichtet, den Mann vor ein deutsches Gericht zu stellen“. Das werde meistens so gehandhabt, es sei denn, im Falle einer Verurteilung drohe die Todesstrafe.

Der Vater des Getöteten hat dafür kein Verständnis. „Wir wissen ganz genau, daß da eine dreckige Sache passiert ist“, sagte Michael Ovsjannikov der Bild-Zeitung. Er kündigte an, nicht aufgeben zu wollen im Kampf um Gerechtigkeit. „Die Amerikaner sollen wissen, daß sie uns ernst nehmen müssen.“

Harrison ist weiterhin als Kommandeur an dem Stützpunkt angestellt. Nach Angaben der Bild-Zeitung versucht das US-Militär jedoch aktuell, ihn zu entlassen. Der rheinland-pfäzische Justizminister Herbert Mertin (FDP) kündigte an, die Landesregierung werde „die Strafverfolgung im konkreten Verfahren zum Anlaß nehmen, etwaigen Handlungsbedarf im Hinblick auf die Durchführung des Nato-Truppenstatuts und des Zusatzabkommens zu prüfen“. (st)

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