Trubel auf der Turiner BuchmesseItaliens Kulturminister nimmt Alain de Benoist gegen linke Pöbler in Schutz

TURIN. Italiens Kulturminister Gennaro Sangiuliano (Fratelli d’Italia) hat sich nach Protesten auf der Turiner Buchmesse schützend vor den französischen Philosophen Alain de Benoist gestellt. „Ich teile mit ihm die Verteidigung des Wertes der Identität der Geschichte eines jeden Volkes, die Anprangerung einer gewissen Dekadenz des Westens und die Bejahung des Pluralismus der Ideen“, sagte der Politiker am Sonntag laut der italienischen Tageszeitung Il Giornale bei einer Podiumsdiskussion mit dem Denker.

Mit seinen Äußerungen bezog sich Sangiuliano auch auf Tumulte im Vorfeld des Auftritts des Philosophen, der in Turin sein Buch „Das Verschwinden der Identität“ vorstellen wollte. Dabei lobte er das zuvor von dem Denker gezeichnete Bild von „Polizeijournalisten, die einem ihre Ansichten aufzwingen wollen und bereit sind, einen vor Gericht zu stellen, sobald man versucht, eine etwas andere Idee zu äußern“. Benoist wird für seine Publikationen vor allem von der politischen Linken angefeindet.

Benoist: „Wir müssen die Identitäten verteidigen“

„Die Rechte wird uns nicht retten und die Linke wird uns nicht retten. Es wird die Stärke der Identität sein, die den Westen retten wird“, betonte der Philosoph nach seinem Auftritt auf der Messe im Gespräch mit Il Giornale. Heute bestehe der Gegensatz nicht mehr zwischen links und rechts, sondern zwischen oben und unten: „Oben die Wirtschaftseliten, unten die kleinen Leute“. In Frankreich sprächen Macron und Le Pen schon schon seit geraumer Zeit nicht mehr die rechte oder linke Wählerschaft an, sondern die obere Mittelschicht.

„Wir müssen die Identitäten verteidigen“, mahnte Benoist. Er fügte hinzu: „Die französische, die italienische, die spanische.“ All diese Identitäten unterschieden sich in Bezug auf Sprache, Kultur, Geschlecht und Religion voneinander und harmonierten oftmals nicht miteinander. „Aber das sollte uns nicht ängstigen“, unterstrich er.

Giubilei: „Kultur ist per definitionem Freiheit“

Francesco Giubilei, der auch für die JUNGE FREIHEIT schreibt, zeigte sich über die Störungsversuche während der Podiumsdiskussion mit Benoist empört. „Kultur ist per definitionem Freiheit und Konfrontation. Einen Denker wie Alain de Benoist zensieren zu wollen, bedeutet, das Konzept der Kultur selbst zu leugnen“, monierte der Journalist und Verleger via Twitter. Er habe den Störern vom Podium aus zugerufen, daß sie die „wahren antidemokratischen Faschisten“ im Saal seien.

Benoists Buch „Das Verschwinden der Identität“ erscheint im Verlagshaus des 31jährigen Giubileis aus der Region Emilia-Romagna, der ebenfalls an der Podiumsdiskussion teilgenommen hatte.

Protest auch gegen Italiens Familienministerin

Auch Italiens Familienministerin Eugenia Roccella (Fratelli d’Italia) ist auf der Buchmesse zum Ziel von Protesten geworden. Nach zahlreichen Zwischenrufen mußte die Politikerin am Samstag eine Buchvorstellung abbrechen. Die Störer riefen Parolen wie „Werft Roccella von der Buchmesse!“ Premierministerin Giorgia Meloni (Fratelli d’Italia) kritisierte die Aktionen kurz darauf scharf. „Was geschehen ist, ist inakzeptabel und entzieht sich jeder demokratischen Logik“, bekräftigte sie laut der italienischen Tageszeitung Corriere della Sera.

Anders äußerte sich die designierte Vorsitzende der zweitstärksten Partei im italienischen Parlament, der Partido Democratico (PD), Elena „Elly“ Schlein, zu den Vorgängen auf der Turiner Buchmesse. „Wir sind für harte, heftige Konfrontationen, aber das Problem, das diese Regierung mit jeder Form von Dissens hat, ist surreal“, mahnte die Sozialistin. Eine Regierung, die Intellektuelle und Oppositionelle angreife, mache auf sie einen autoritären Eindruck. (fw)

Quellenlink : Trubel auf der Turiner BuchmesseItaliens Kulturminister nimmt Alain de Benoist gegen linke Pöbler in Schutz