BERLIN. Der Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Rainer Wendt, hat die Legalisierung von Cannabis in Deutschland mit harten Worten kritisiert. Er begründete das gegenüber der Bild-Zeitung mit dem Erstarken der organisierten Kriminalität in den Niederlanden, wo der Besitz von 30 Gramm der Droge bereits seit 1976 toleriert wird. „Die Cannabis-Legalisierung hat den Kampf der Drogenbanden eher verschärft, weil die Nachfrage nach Gras nun sprunghaft angestiegen ist“, betonte der 67jährige auch mit Blick auf Deutschland. „Demgegenüber steht eine deutsche Politik der Legalisierung von Cannabis, die an Fahrlässigkeit und Dummheit kaum zu überbieten ist“, monierte Wendt.
Der DPolG-Chef kritisierte auch die deutschen Christdemokraten scharf. „Daß sich daran auch der Bundesrat mit etlichen CDU-geführten Landesregierungen beteiligt hat, macht es nicht besser.“ Der Kampf gegen die Drogenkartelle müsse europaweit geführt werden. Doch: „Ausgerechnet Deutschland überläßt es einem Gesundheitsminister und seinen Kifferlobbyisten, ein solches für die innere Sicherheit verhängnisvolles Gesetz zu machen.“
Hintergrund sind die neuesten Gewalteskalationen in Nordrhein-Westfalen, an denen die sogenannte „Mocro-Mafia“ aus den Niederlanden beteiligt sein soll. Am vergangenen Freitag hatten Polizisten des Spezialeinsatzkommandos (SEK) ein entführtes Paar aus einer Villa in Köln befreit. In einem Video, das der Bild-Zeitung vorliegt, ist zu sehen, wie die beiden schwer mißhandelt und gefoltert werden. Nach aktuellen Informationen handelt es sich bei ihnen um Angehörige des El-Zein-Clans. Das SEK konnte vier bewaffnete mutmaßliche Entführer festnehmen.
Justiz vermutet Streit um Kokain- und Cannabisgeschäft
Die Justiz vermutet einen Konflikt zwischen verschiedenen Gruppen der organisierten Kriminalität. Angeblich sollen bei einem Kokain- und Cannabisgeschäft zwischen dem nordrhein-westfälischen El-Zein-Clan und der niederländischen „Mocro-Mafia“ Drogen verlorengegangen sein. Nach Bild-Angaben soll die illegale Ware einen Gesamtwert von etwa neun Millionen Euro haben. Bei der „Mocro-Mafia“ handelt es sich um eine in den Niederlanden ansässige kriminelle Bande von Marokkanern, die auch in Deutschland immer aktiver wird.
In jüngster Vergangenheit nehmen Ermittler in Nordrhein-Westfalen verstärkt Konflikte unter kriminellen Banden wahr. Vor anderthalb Wochen gab es in Häusern in Köln-Mülheim und Buchheim drei Sprengstoffanschläge in zwei Nächten. Scheiben und Eingangsbereiche wurden beschädigt, verletzt wurde niemand.
Am Folgetag explodierte ein mit Schwarzpulver selbst gebauter Sprengsatz vor einer Haustür in Engelskirchen, zwei Tage später einer in Duisburg. Aufgrund der Ähnlichkeit der Fälle vermuteten die Ermittler schnell einen Zusammenhang.
War entführtes Paar bereits vorher im Visier?
Inzwischen erhärtete sich der Verdacht, daß auch der Anschlag von Solingen von Ende Juni im Zusammenhang mit dem Drogenkrieg steht. Dort hatte ein Mann aus Eritrea eine Sprengladung vor demselben Haus gezündet, in dem die nun befreiten El-Zein-Mitglieder wohnen. Bei der Attacke waren mehrere Menschen verletzt worden. Der Täter verstarb bei der mißglückten Zündung.
Die sogenannte „Mocro-Mafia“ kontrolliert von den Niederlanden aus nach Schätzungen der Polizeibehörden etwa ein Drittel des gesamten europäischen Kokainhandels. Auch der Auftragsmord an dem in den Niederlanden bekannten Kriminalreporter Peter de Vries geht auf das Konto der Bande. (st)
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Quellenlink : Sorge vor „Mocro-Mafia“: Sorge vor „Mocro-Mafia“ Rainer Wendt: Cannabis-Legalisierung ist an Drogenkriminalität schuld