Soldatengedenken Der Volkstrauertag als Mahnung

Am Sonntag findet der staatliche „Gedenktag für die Opfer von Gewalt und Kriegen aller Nationen“ statt – der Volkstrauertag. Die Generationen bis hinauf ins mittlere Alter können mit diesem „stillen“ Tag wenig anfangen. Für die meisten ist es ein Sonntag wie jeder andere; allenfalls bemerken sie, daß dieser „verkaufsoffen“ ist. Daß viele Menschen über diesen Tag, die Kranzniederlegung der höchsten staatlichen Repräsentanten an der Neuen Wache in Berlin und die nachfolgende zentrale Gedenkveranstaltung im Bundestag nicht reflektieren, hat Gründe.

Erstens: Dieser Tag spielt in den Bildungseinrichtungen kaum eine Rolle. Trotz Halbmastbeflaggung an öffentlichen Gebäuden und damit auch an Schulen verstreicht dieser Tag ohne Vertiefung. Wenigstens das Sprechen des von Bundespräsident Theodor Heuss 1952 eingeführten Totengedenkens mit seinen gerade eben 212 Wörtern sollte am letzten Schultag vor dem Volkstrauertag zum Pflichtprogramm aller Klassen im Geschichts-, Religions- oder Ethikunterricht oder besser auf dem Pausenhof vor der gesamten Schulgemeinschaft gehören.

Zweitens: Die deutsche Gedenkkultur ist einseitig. Vor allem das Gedenken an deutsche Soldaten, die im 19. und 20. Jahrhundert zu Millionen und auch nach 1955 zu Tausenden ihr Leben verloren, ist unterbelichtet. Soldaten gelten – gerichtlich zugelassen – als Mörder. Kriegerdenkmäler werden von Linksextremisten geschändet. Die Bundeswehr tut sich in ihren Traditionserlassen schwer, deutschen Soldaten vor 1945 Reverenz zu erweisen.

Der Volkstrauertag zeigt, wie wichtig Gedenken ist

Das Ehrenmal „Den Toten unserer Bundeswehr“, also für die seit 1955 mehr als 3.200 militärischen und zivilen Angehörigen der Bundeswehr, die im Dienst ihr Leben verloren, wird im Berliner Bendlerblock versteckt. Angemessener wäre ein Denkmal in der Nähe des Reichstagsgebäudes und damit des Bundestages gewesen, ganz im Sinne der „Parlamentsarmee“. Denn: Für dieses Volk, nicht für ein Ministerium, haben diese zumeist jungen Menschen ihr Leben gelassen.

Ebenfalls fragwürdig war die Entscheidung, in der Henning-von-Tresckow-Kaserne bei Potsdam einen „Wald der Erinnerung“ zu errichten. Dieser „Wald“ war 2014 von Familienangehörigen und Kameraden initiiert worden. Angehörige von Gefallenen können hier Bäume zum Gedenken pflanzen. Der ehemalige Wehrbeauftragte des Bundestages Reinhold Robbe (SPD, 2005 bis 2010) hatte den Standort zu Recht als „beschämend“ bezeichnet. Hier würden die Gefallenen der Bundeswehr quasi „versteckt“.

Das Wort von Perikles (ca. 490 – 429 v. Chr.) bleibt gültig: „Die Kultur eines Volkes erkennt man daran, wie es mit seinen Toten umgeht.“ Das gilt natürlich auch für die gefallenen Soldaten.

Aus der JF-Ausgabe 47/24. 

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