Ein zerstörtes Untersee-Datenkabel zwischen Deutschland und Finnland hält die europäische Politik seit Anfang der Woche auf Trab. Deutschland vermutet dahinter russische Spionage. „Die Russen waren es“, hallte es in einer ersten Reaktion auch unisono über den Kontinent, als am 26. September 2022 drei Rohre der Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 explodierten. Mittlerweile scheint jedoch gesichert, daß es sich beim größten Spionageakt der europäischen Geschichte um die geheime Operation eines ukrainischen Kommandos handelte.
Nach zwei Jahren Recherche berichtet der Spiegel, die Täter identifiziert zu haben und die Details der Operation zu kennen. Dazu habe das Rechercheteam mit Geheimdiensten und Ermittlern, aber auch mit unabhängigen Experten für Tauchgänge und Sprengstoffe gesprochen.
Husarenstück zum Billig-Preis
Anders als oft vermutet, sollen es also nicht russische Schiffe gewesen sein, die vor den Anschlägen in der Ostsee unterwegs waren, und auch keine amerikanischen Hightech-Spezialkräfte. Eine „zusammengewürfelte Truppe, mit einem Budget von weniger als 300.000 US-Dollar“, soll es gewesen sein.
Ein Husarenstück, ohne Zweifel. Jedenfalls aber auch eine Aktion, über die sich die Geister scheiden. Der CDU-Abgeordnete im EU-Parlament, Michael Gahler, begrüßte den Angriff auf die Nord-Stream-Pipeline etwa: „Ich weiß nicht, ob es die Ukrainer waren. Aber selbst wenn sie’s waren, ist es aus meiner Sicht ein legitimes Ziel gewesen, um Rußland die Fähigkeit, Einnahmen daraus zu kreieren, zu nehmen.“ Dafür hagelte es nicht nur Kritik aus Reihen der AfD. Letztlich war die Sprengung der Nord-Stream-Pipelines auch eine Attacke auf die langfristige Energieversorgung Deutschlands – mit direkten Folgen für deutsche Bürger. „Ein Angriff auf die innere Sicherheit des Staates“, wie es ein Richter am Bundesgerichtshof nannte.
Wegen des Verdachts der verfassungsfeindlichen Sabotage wird mittlerweile gegen zwei Beschuldigte ermittelt. Das ist möglich, weil die Täter den deutschen Sicherheitsbehörden schon länger nicht mehr unbekannt sind. Spuren führten Ermittler zur in Rostock-Warnemünde liegenden Segeljacht „Andromeda“. Jenem Boot, das Journalisten von Spiegel und ZDF als an der Operation beteiligt ausmachten. An Bord fanden Ermittler tatsächlich Sprengstoffspuren. Doch einer der mutmaßlichen ukrainischen Taucher entkam den Fahndern.
Moskaus enorme Einnahmequelle war versiegt
Die „Andromeda“ jedenfalls ist laut Spiegel-Bericht „eine abgewetzte Charterjacht, angemietet für 11.900 Euro vom 27. August bis zum 24. September“. Den Start der Mission beschreibt der Artikel dann so: „In den Septemberwochen 2022 kreuzt das Sabotagekommando durch die Ostsee, zwischen Sandhamn und Rügen, in polnischen, deutschen, dänischen, schwedischen Gewässern. Auf der Suche nach dem richtigen Moment, der richtigen Stelle: nicht zu tief unter der Meeresoberfläche, nicht zu viel Schiffsverkehr. Eine findet sich etwa 44 Kilometer nordöstlich der dänischen Insel Christiansø am Koordinatenpunkt 55° 32′ 27′′ Nord, 15° 46′ 28,2′′ Ost.“ Dort, in rund 80 Metern Tiefe, lagen die Nord-Stream-Röhren: 1.224 Kilometer lang und insgesamt 7,4 Milliarden Euro teuer. Mit einem jährlichen Volumen von 60 Milliarden Kubikmetern Gas wohl die bis dahin wichtigste Pipeline der Welt.
Bis dahin. Bis zum 26. September 2022, exakt 2.03 Uhr nachts. Hunderte Kilometer entfernt war die Druckwelle der Explosion noch spürbar. „17 Stunden später, um 19.04 Uhr, bebt der Seeboden erneut, diesmal rund 75 Kilometer nördlich, weit heftiger, mehrere Explosionen. Über Wasser hätte man noch in vielen Kilometern Entfernung ein dumpfes Donnern gehört. Dieses Mal werden beide Röhren von Nord Stream 1 zerstört“, schreibt der Spiegel weiter. Rußlands riesige Einnahmequelle war damit verloren.
Mutmaßlicher Drahtzieher spricht von Segen für Deutschland
„Nord Stream war ein militärisches Ziel“, zitiert der Bericht einen Mann, der bei der Operation „Diameter“ dabei gewesen sein will. Deutschland habe er aber nicht schaden wollen, läßt er ausrichten. Auch den mutmaßlichen Drahtzieher der Anschläge, Roman Tscherwinsky, haben die Journalisten bei ihrer Recherche getroffen. Gesprächig war der offenbar nicht. „Aber eines kann ich sagen: Die Folgen der Attacke waren nicht nur für die Ukraine ein Segen, sondern auch für Deutschland“, wird er zitiert.
Wochenlang soll die Kommandoeinheit in einer ehemaligen, gefluteten Mine geübt worden sein. In vielen Details rekonstruiert der Spiegel die aufwendigen Vorbereitungen. Das soll alles passiert sein, ohne daß Präsident Selenskyj darüber informiert war? Der jedenfalls behauptet seit jeher felsenfest: „Nichts dergleichen hat die Ukraine getan. Ich würde nie so handeln.“ Doch laut der Recherche wußten andere Geheimdienste sehr wohl Bescheid. Der CIA-Vertreter in Kiew soll im Präsidentenpalast vorstellig geworden sein. Er hatte eine klare Botschaft: Die Anschlagspläne seien einzustellen. Spätestens jetzt wußte Selenskyj demnach Bescheid. Im Juni 2022 soll beim Bundesnachrichtendienst eine verschlüsselte, deutliche Warnung aus den Niederlanden eingegangen sein.
Die CIA soll auch die deutschen Geheimdienste informiert haben – und das wohl recht konkret. Im Artikel heißt es:
„In den Geheimschreiben wird ein Anschlag auf die Nord-Stream-Pipelines skizziert: Sechs Kommandosoldaten der Ukraine, getarnt mit falschen Ausweisen, planten, ein Boot zu mieten, mit speziellem Gerät zu den Röhren auf dem Grund der Ostsee hinabzutauchen und sie zu sprengen. Die Männer unterstünden dem Kommando des ukrainischen Oberbefehlshabers Walerij Saluschny, Präsident Wolodymyr Selenskyj sei hingegen nicht informiert. Geplant sei der Sabotageakt rund um das Nato-Manöver Baltops auf der Ostsee.“
Deutschland nahm die Warnungen nicht ernst
Der Bundesnachrichtendienst gab die Hinweise angeblich an das Kanzleramt weiter, doch in der Regierungszentrale wurden die Schreiben als nicht relevant betrachtet. „Trotz der Warnung werden auf deutscher Seite keine Vorbereitungen getroffen, um einen möglichen Anschlag zu einem späteren Zeitpunkt zu verhindern. Bundespolizei, Marine und die Terrorabwehrzentren von Bund und Ländern erfahren von den Hinweisen nichts.“ In den Monaten nach dem Anschlag sah es aus, als wäre dem Kommando eine perfekte Tat gelungen. Doch schließlich sollen es kleine Fehler gewesen sein, die Ermittler auf ihre Fährte brachten. „Ein Blitzerfoto, geschossen am 8. September 2022 in Lietzow auf Rügen. Darauf zu sehen ist ein weißer Transporter mit einem ukrainischen Kennzeichen, ein Citroën Spacetourer.
Das Foto führt die Beamten zu Wolodymyr Sch., einem Klimaanlagentechniker, dreifachen Familienvater und Tauchlehrer, der zuletzt im polnischen Pruszków lebte.“ Der war danach noch einmal in Deutschland, hätte dort deutschen Behörden fast ins Netz gehen können. Fast. Am 6. Juli um 6.20 Uhr morgens flieht Sch. von Polen aus in die Ukraine. Wie aus Bildaufnahmen hervorgehen soll, sitzt der mutmaßliche Saboteur dabei in einem Wagen mit Diplomatenkennzeichen, genutzt von der ukrainischen Botschaft in Warschau. Die Sicherheitsbehörden in Berlin fragten polnische Offizielle, wie das passieren konnte. Die Antwort, heißt es in Berlin, sei unmißverständlich gewesen: „Warum sollten wir den festnehmen? Für uns ist er ein Held!“
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Quellenlink : So soll Ukrainern die Sprengung von Nord Stream gelungen sein