„Scientist Rebellion“Diese radikalen Klima-Maßnahmen fordert ein Professor

BERLIN. Der Wirtschaftswissenschaftler der Universität Siegen, Helge Peukert, hat der „Letzten Generation“ zu lasche Protestmethoden bescheinigt. Ihre Forderungen nach einem 9-Euro-Ticket, Tempolimits und einem Gesellschaftsrat gingen noch lange nicht weit genug, betonte er gegenüber dem Wirtschaftsmagazins OXI. Deutschland brauche angesichts einer befürchteten „Klimakatastrophe“ eine Notstandsregierung und die sofortige Einführung von Notstandsgesetzen.

„Der ökomodernistische Traum ist ausgeträumt“, stellte Peukert, der Mitglied bei der radikalen Klima-Gruppe „Scientist Rebellion“ ist, klar. Die „minimalistischen Forderungen“ der Straßenblockierer haben seiner Ansicht nach „taktische Gründen“. Dennoch halte er die Klima-Kleber für „symbolische Persönlichkeiten und Repräsentanten einer zukünftigen biosphärischen Lebensökonomie“. Den Anhängern der Gruppierung gelte seine „absolute Hochachtung“.

Peukert sieht keine Gefahr einer Klima-Diktatur

Doch durch eine prognostizierte Erderwärmung von bis zu sechs Grad in Deutschland drohe eine „Außerkraftsetzung der Demokratie über längere Zeiträume“. Eine „Eine-Welt-Überlebensparteienallianz“ zwischen EU, China, USA, Japan, Rußland und Indien sei wünschenswert, aber derzeit unrealistisch. Die „völlige Umwälzung der Wirtschafts- und Gesellschaftsstrukturen“, die der Welt bevorstünden, erforderten nun ein „neues transzendentes Weltbild jenseits von individualegoistischem Konsum, Expansion und Geschwindigkeit“.

Auf die Frage hin, ob so nicht eine „Öko-Diktatur“ entstehe, nahm Peukert die Kriegswirtschaften im Zweiten Weltkrieg sowie die Corona-Politik als Beispiel. Sie zeigten, „wie man unter halbwegs demokratischen Bedingungen die Fokussierung auf ein großes Ziel schaffen kann“. Die Pandemie-Politik habe schließlich auch nicht in einer „Corona-Diktatur“ geendet. Dem Staat müsse eine stark ordnende Rolle zukommen. Es bedürfe letztlich drei Primärzielen: Einer weltweiten Halbierung des Primär- und Endenergieverbrauchs, einer Reduktion des Handels und Vertriebs mit Bekleidungsstoffen um 90 Prozent sowie des sofortigen Stopps der Umwandlung von Natur- und Landwirtschaftsflächen in Verkehrsflächen.

Privater Spritverbrauch soll in fünf Jahren bei null liegen

Auch die Konsequenzen für den persönlichen Lebensalltag skizzierte Peukert. So soll der private Benzin- und Dieselverbrauch zunächst jährlich auf 500 Liter pro Person reduziert werden und in fünf Jahren dann null betragen. Dafür soll der Nah- und Fernverkehr kostenfrei sein. Kreuzfahrtschiffe, Niedrigfluglinien sowie Flüge unter 1.000 und über 3.000 Kilometer sind in der Wunschvorstellung des Professors grundsätzlich verboten, weshalb die meisten Flughäfen schließen. Ein kleiner Trost soll den Bürgern aber bleiben: Jede Person dürfte sich nach seinem Willen zunächst einmal jährlich eine Flugreise gönnen, in fünf Jahren dann allerdings nur noch alle drei Jahre.

Für die Ernährung und Landwirtschaft fordert der Wirtschaftswissenschaftler einen Vertrieb und Konsum von regional angebauten Lebensmitteln über ein Punktebezugssystem. Damit solle die Basisversorgung und Gleichverteilung der Bevölkerung „angesichts der vorzunehmenden Begrenzungen insbesondere in der Übergangsphase“ erreicht werden. Massentierhaltung, Fleisch und Wurst würde er komplett verbieten. Ein Fünftel der deutschen Land- und Wasserfläche sollen zudem zu verbundenen „Ökozonen“ ohne Straßen und Ortschaften werden.

Keine Waschmaschine für Singles

Im Wohnbereich gesteht Peukert „jedem Inländer“ auf 45 Quadratmetern Wohnfläche 20 Grad Raumhöchsttemperatur zu. Neubauten müssen nach seiner Vorstellung aber emissionsfrei sein. Wärmepumpen seien auch im Altbau zu installieren. Geräte wie Waschmaschinen und Rasenmäher müßten „eine Mindestzahl an Nutzern aufweisen“ – also letztlich auch in Singlehaushalten von mehreren Personen geteilt werden – und hohem Energiesparstandards entsprechen (A+++).

In der Wirtschaft will Peukert fossilintensive Industrien zurückbauen. Die Menschen sollen nur noch 25 Wochenstunden arbeiten. Auf Online-Einkäufe gäbe es nach seinem Vorschlag eine Steuer von 25 Prozent. Bis 25.000 Euro Jahresgehalt will er keine Steuern, „dann linear ansteigend“. Privateigentum an Wasser, Land und natürlichen Ressourcen wie Holz gehören laut dem Ökonomen „sehr stark eingeschränkt und reguliert“. (ca/zit)

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