Protestwelle im „Gottesstaat“Nach Tod einer jungen Frau im Iran: Demonstranten sterben bei Protesten

TEHERAN. Nach dem gewaltsamen Tod der 22jährigen Masha A. im Iran kommt das islamische Land nicht zur Ruhe. A. soll zuvor ihr Kopftuch nicht korrekt getragen haben und befand sich zum Todeszeitpunkt in Gewahrsam der Sittenpolizei. Am Montag hat es in Reaktion darauf landesweit regimekritische Demonstrationen in mehreren Städten gegeben, berichteten israelische Medien wie die Times of Israel.

Fünf Demonstranten sollen während dieser Proteste ums Leben gekommen sein, nachdem es zu Auseinandersetzungen mit iranischen Sicherheitsbehörden gekommen war. Zwei Demonstranten seien in Saqqez getötet worden, einer Stadt in der kurdischen Region im Nordwesten des Landes. Drei weitere verloren in den benachbarten Städten Divandarreh und Dehgolan ihr Leben, hieß es. Auch A. stammte aus der kurdischen Provinz.

Videos auf dem Kurznachrichtendienst Twitter zeigen, wie Sicherheitskräfte des Mullah-Regimes gegen Demonstranten vorgehen.

Sittenpolizei im Iran nimmt junge Frau fest

Am vergangenen Dienstag hatten Mitarbeiter der Sittenpolizei die junge Iranerin festgenommen, weil sie angeblich „sittenwidrige und unangemessene“ Kleidung getragen haben soll. Kurz darauf verstarb A. unter bisher ungeklärten Umständen im Polizeigewahrsam. Die iranische Führung behauptet, es habe „keinerlei körperlichen Kontakt“ zwischen ihr und Sittenpolizisten gegeben. Als offizielle Todesursache wird ein Herzinfarkt angegeben.

In sozialen Medien heißt es, die Frau sei zuvor von der Polizei geschlagen worden. Viele brachten dort ihre Trauer und ihren Unmut über das Mullah-Regime zum Ausdruck. Auch bei der Beerdigung von A. in ihrer Heimatstadt Saqqez soll es nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Fars zu Zwischenfällen mit Sicherheitsbehörden gekommen sein.

Sicherheitskräfte setzen Tränengas gegen Demonstranten ein

Tausende Teilnehmer demonstrierten zur Zeit der Beisetzung vor dem dortigen Gouverneursamt und skandierten gegen die schiitische Theokratie gerichtete Slogans. Die Polizei soll Wasserwerfer, Tränengas und Schlagstöcke gegen die Protestler eingesetzt haben.

Einige Frauen nahmen dennoch aus Solidarität ihre Kopftücher demonstrativ ab, Videos von diesen Aktionen kursieren in den sozialen Medien.

Präsident Ebrahim Raisi und seine Regierung stehen aufgrund der landesweiten Protestwelle erheblich unter Druck, während die regierungsnahe Zeitung Keyhan die Umstände der Todesfälle und die Demonstrationen herunterspielt. (ab)

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