PARIS. Nach einem Überfall auf einen Gefangenentransporter mit zwei Toten steht die französische Öffentlichkeit unter Schock. Justizminister Éric Dupond-Moretti berief einen Krisenstab ein. Staatspräsident Emmanuel Macron verkündete, alles zu tun, daß die Täter sowie der befreite Mafiaboß gefaßt werden.
Der Angriff sei „ein Schock für uns alle“, betonte Macron. Die Nation stehe „an der Seite der Familien, der Verletzten und ihrer Kollegen“. Man werde „unnachgiebig sein“, schrieb der Staatschef auf der Plattform X.
Der Chef des Rassemblement National, Jordan Bardella, äußerte Entsetzen über die Gewalttat. „Mit Furcht und großer Traurigkeit habe ich von dem Angriff auf einen Gefängnistransport in Incarville und dem Tod mehrerer Beamter gehört“, schrieb der Politiker auf der Plattform X. Es sei eine „wahre Grausamkeit“, die über Frankreich hereinbreche.
C’est avec effroi et une immense tristesse que nous apprenons l’attaque d’un véhicule de l’administration pénitentiaire à #Incarville, et la mort d’agents.
Toutes mes condoléances aux familles.
C’est une véritable sauvagerie qui s’abat chaque jour sur la France.
— Jordan Bardella (@J_Bardella) May 14, 2024
„Wir wissen nicht mehr, was wir tun sollen“
EU-Innenkommissarin, Ylva Johansson sagte, daß „dieser brutale Angriff“ zeige, daß „die Bedrohung durch das organisierte Verbrechen ebenso groß ist, wie die terroristische.“ Man müsse ihr „mit der gleichen Entschlossenheit entgegentreten“, sagte sie dem französischen Fernsehsender RTL.
Auch die Mutter des befreiten Drogenbosses äußerte sich. „Ich bin zusammengebrochen und habe geweint. Mir ging es so schlecht, wie kann man auf diese Weise Leben verlieren“, sagte sie nach einem Bericht der Bild einem französischen Fernsehsender. Mohamed A. habe bereits vorher den Kontakt zu ihr abgebrochen. Sie habe ihn während seiner Gefängnisaufenthalte besucht, doch er habe „überhaupt nicht“ mit ihr geredet.
Die Gewerkschaft der Gefängniswärter forderte nach dem Vorfall höhere Sicherheitsstandards und mehr Personal. In mehreren Städten wie Nizza, Caen und Marseille blockierten Gewerkschafter die Zugänge zu den örtlichen Gefängnissen. „Heute trauern wir alle“, betonte sin Sekretär des Caen-Gewerkschaft-Büros, Bruno Brasme, gegenüber dem Fernsehsender BFMTV. „Wir haben noch nie zuvor von einem Angriff wie diesem gehört. Wir fordern Personal, wir sind überfüllt und wir wissen nicht mehr, was wir tun sollen.“
Mohamed A. soll kein „Big Fish“ gewesen sein
Vier bewaffnete Gangster hatten am Dienstag einen Gefangenentransporter überfallen und den Verbrecher Mohamed A., der auch unter dem Spitznamen „La Mouche“ (Die Fliege) bekannt ist, befreit. Während der Aktion töteten sie zwei französische Polizisten.
Der 30jährige war zuvor wegen Einbruchs und versuchten Mord verurteilt worden. Ihm werden intensive Kontakte zu Drogengangs in Marseille nachgesagt. Trotz landesweiter Fahndung konnten alle fünf in die Aktion involvierten Personen entkommen, das Fluchtauto ließen sie ausgebrannt zurück.
Nach einem Bericht der Tageszeitung Le Monde sei A. allerdings nicht als Gangsterboß aufgefallen. Er habe eher zum „Mittelfeld“ der Gangster-Hierarchie gehört, zitiert die Zeitung anonyme Quellen aus Sicherheitskreisen. Sein Anwalt Hugues Vigier sagte, die Befreiungsaktion passe „nicht zu der Person“, die er kenne. (lb)
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Quellenlink : Organisierte Kriminalität: Organisierte Kriminalität Frankreich steht nach Gangster-Befreiung unter Schock