Seit 2022 ist Jordan Bardella Präsident des Rassemblement National (RN), und bald könnte er auch französischer Premierminister im Hôtel Matignon sein. Zumindest wenn es nach Marine Le Pen geht sowie falls der RN bei der überraschenden Neuwahl der Assemblée nationale (Nationalversammlung) in zwei Wahlgängen am 30. Juni und 7. Juli Erfolg hat. Den jungen Mann kann man auf zweierlei Weise charakterisieren: Ein Achtundzwanzigjähriger ohne Studienabschluß und Berufserfahrung, der fast die Hälfte seines kurzen Lebens der Politik gewidmet und als Parteisoldat rasant Karriere gemacht hat.
Oder: Das frische Gesicht der französischen Rechten, ohne Bindung an deren alte Lager, mit „Migrationshintergrund“ (geboren bei Paris, aber mit italienisch-algerischer Abstammung), smart, gewandt im Auftreten, ohne den Stallgeruch der „Kaste“. Ein glänzender Redner, sympathisch – derzeit der beliebteste Politiker Frankreichs – und deshalb fähig, Bevölkerungskreise zu gewinnen, die bis dahin nicht zu erreichen waren. Bardella nennt in dem Zusammenhang vor allem die Frauen, die Jugend und jene Einwanderer oder deren Nachkommen, die sich selbst längst als Franzosen betrachten.
Bardella: Kurs der Annäherung an die Bürgerlichen
Rhetorisch weiß er geschickt zwischen moderaten Tönen und Schärfe zu wechseln – wenn es gegen die „Mondialisten“ (le monde = die Welt) sowie den „elitären Block“ und für die „Patrioten“ und den „Volksblock“ geht. Zugleich unterstützt er Le Pens Kurs der Annäherung an die Reste der Bürgerlichen – Gaullisten wie Liberale –, um endlich die „Einheit der Rechten“ zu verwirklichen. Was angesichts des französischen Wahlrechts unabdingbar ist, um eine Mehrheit im Parlament zu erzielen. Ob eine solche Union jedoch schon jetzt verwirklicht werden kann, bleibt fraglich. Und noch fraglicher ist, ob eine „Kohabitation“, die Zusammenarbeit Bardellas als Regierungschef mit Präsident Macron, möglich sein wird. Immerhin scheint man sich aber ernsthaft darauf vorzubereiten.
Das ist vor allem eine Frucht der von Marine Le Pen (deren Nichte Marion Maréchal nun doch nicht zum RN zurückkehren wird) vorangetriebenen „Dédiabolisation“ (Entdämonisierung) der Partei: Unternehmer nähern sich dem RN an, weil sie den Stillstand der Macronie ebensowenig weiter ertragen wie den Gedanken, das Land dem linksradikalen Antipatrioten Jean-Luc Mélenchon auszuliefern. In der Regel geschieht das noch verdeckt, einige aber wagen bereits das offene Bekenntnis. Und für Staunen sorgte, als vor wenigen Tagen sogar der als „Nazijäger“ weltbekannt gewordene Rechtsanwalt und Holocaustüberlebende Serge Klarsfeld öffentlich einräumte, notfalls den RN zu wählen.
Dem alten Laster der Rechten – der Selbstzerfleischung – nicht nachgeben
Und in den Reihen der Technokraten, sozusagen der Beamtenkaste, die für das Funktionieren der Fünften Republik (also dem Frankreich seit 1958) ist, so wichtig sind, wittert mancher unerwartete Karrierechancen, sollte es zu einer echten politischen Wende kommen. Es heißt, daß neben dem Schattenkabinett, das Marine Le Pen umgibt – den „Senior-Horatiern“ – Bardella einen eigenen Beraterstab – die „Junior-Horatier“ – aufgebaut hat, der sich mit ihm gemeinsam auf den Tag X vorbereitet.
Das Verhältnis zwischen Le Pen und Bardella provozierte ursprünglich Spott, doch als der nicht wirkte, sprossen Spekulationen, es sei nur eine Frage der Zeit, bis dem Jungen der Ruhm zu Kopf steigen und er sich gegen seine Mentorin wenden werde. Doch dafür gibt es kein Anzeichen. Vielmehr scheinen beide überzeugt, daß man nur gemeinsam erfolgreich sein kann und daß dem alten Laster der politischen Rechten – der Selbstzerfleischung – nicht nachgegeben werden darf.
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Quellenlink : Neuwahlen voraus: Neuwahlen voraus Le Pen-Politiker Jordan Bardella: Frankreichs nächster Premierminister?