Innere Sicherheit: Innere Sicherheit Mutmaßlicher IS-Terrorist wollte Sicherheitskraft bei der EM werden

BONN. Der Staatsschutz und die Bundespolizei haben am vergangenen Freitag einen 23jährigen Islamisten festgenommen, der sich für die anstehende Fußballeuropameisterschaft als Ordner und Sicherheitskraft beworben hatte. Konkret geht es um den deutsch-marokkanisch-polnischen Staatsangehörigen Soufian T., berichtet die Bild-Zeitung. Die Behörden werfen ihm vor, einen Terroranschlag geplant zu haben.

Der Verdächtige habe für die EM eine Akkreditierung als Ordner und Sicherheitskraft für sogenannte Side-Events außerhalb der Stadien beantragt. Gemeint sind damit beispielsweise Public-Viewing-Veranstaltungen oder Fan-Meetings. Bei der Kontrolle des Antrags stellte sich heraus, daß beim Staats- und beim Verfassungsschutz Erkenntnisse gegen Soufian T. als Islamist vorliegen. Das Polizeipräsidium Köln lehnte die Akkreditierung daraufhin ab.

Generalbundesanwalt leitet Ermittlungsverfahren ein

Zudem soll der Staatsschutz wenig später herausgefunden haben, daß Soufian T. für zwei weitere Großveranstaltungen, „Rock am Ring“ und das „24-Stunden-Rennen am Nürburgring“, Akkreditierungen beantragt hatte. Wie im Fall der EM wurden auch diese abgelehnt. Darüber hinaus habe der Verdächtige bereits Anfang Mai ein Ticket ohne Rückflug für eine Reise vom Flughafen Köln-Bonn nach Istanbul gebucht.

Diese Erkenntnis führte laut dem Bericht dazu, daß das Bundeskriminalamt eingeschaltet wurde und weitere Ermittlungen zu Geldflüssen und Internet-Aktivitäten von Soufian T. aufnahm. Da sich der Terror-Verdacht immer weiter erhärtet habe, sei vom Generalbundesanwalt ein „Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Unterstützung einer terroristischen Vereinigung im Ausland (sogenannter ISPK, Islamischer Staat Provinz Khorasan) gemäß Paragraph 129a, b Strafgesetzbuch“ eingeleitet worden. Der ISPK ist ein Ableger der Terrororganisation Islamischer Staat und verübte unter anderem im März einen Anschlag auf eine Konzerthalle nahe Moskau, bei dem etwa 140 Menschen ums Leben kamen.

Terror-Verdächtiger schweigt zu Vorwürfen

Nachdem der Generalbundesanwalt einen Untersuchungsbefehl und einen Durchsuchungsbeschluß beim Bundesgerichtshof beantragt habe, sei Soufian T. zusammen mit seiner Mutter und Schwester am vergangenen Freitag am Flughafen Köln-Bonn festgenommen worden. Dabei hätten der Staatschutz und die Bundespolizei mehrere Handys sowie 2.500 Euro sichergestellt. Der mutmaßliche Terrorist habe zu den Tatvorwürfen geschwiegen. Laut Bild habe seine Mutter angegeben, daß die Familie eine Pilgerfahrt nach Mekka plante. Sie habe Tickets vorzeigen können, die eine Weiterreise in Saudi-Arabiens Hauptstadt Riad belegten. Auch Rückflugtickets habe sie vorzeigen können.

Nach der Festnahme sei zudem die Wohnung von Soufian T. durchsucht worden. Dabei sollen die Ermittler weitere Handys, Datenträger und Computer beschlagnahmt und verdächtige Aufzeichnungen sichergestellt haben. Der Verdächtige sei dem Ermittlungsrichter am Bundesgerichtshof in Karlsruhe vorgeführt worden.

UEFA-Präsident: Weltlage „nicht ideal“

Inzwischen habe der Staatschutz eine erste vorsichtige Entwarnung gegeben. Die Fahnder sollen nicht davon ausgehen, daß aktuell noch eine konkrete Gefahr durch Soufian T. für die EM besteht. Nach bisherigen Erkenntnissen sei er kein Mitglied einer größeren noch aktiven ISPK-Terrorzelle. Trotzdem sei gegen den 23jährigen Haftbefehl erlassen worden. Die weiteren Ermittlungen dauern demnach an.

Unterdessen hat der Präsident des europäischen Fußballverbandes UEFA, Aleksander Čeferin, betont, beim bevorstehenden EM-Turnier sei die Sicherheit „das Wichtigste“. Er habe zwar keine konkreten Sicherheitsbedenken, aber die Weltlage sei nicht ideal, führte er gegenüber der dpa aus. Zugleich lobte der Slowene die Zusammenarbeit mit den deutschen Behörden. „Ich habe die Innenministerin Nancy Faeser in Berlin getroffen und davor schon mehrere Male mit ihr gesprochen“, sagte er. „Alle arbeiten gut zusammen.“ (dh)

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