BERLIN. Rund die Hälfte der Deutschen und Österreicher findet, daß sich die christlichen Kirchen auf Seelsorge besinnen sollten, anstatt radikalisierte Klima-Gruppen zu unterstützen. Das ergab eine Online-Befragung von INSA im Auftrag des liberal-konservativen Radiosenders „Kontrafunk“.
In Deutschland findet die von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) erklärte Solidarität mit der radikalisierten Klimagruppe „Letzte Generation“ wenig Zustimmung: Jeder zweite Befragte (50 Prozent) hält die Solidaritätserklärung für „(eher) falsch“, einer von sechs (17 Prozent) für „(eher) richtig“.
Unter den Mitgliedern der Evangelischen Landeskirchen in Deutschland ist die Zustimmung mit 15 Prozent noch zwei Prozentpunkte geringer als in der Gesamtbevölkerung, während 57 Prozent der evangelischen Christen das für „(eher) falsch“ halten. Von den politischen Parteien lehnen mit 67 Prozent am stärksten AfD-Wähler die kirchliche Solidaritätsbekundungen mit der „Letzten Generation“ ab, gefolgt von Unions-Wählern mit 61 Prozent.
Geistliche Tätigkeit und Seelsorge
Mehr als die Hälfte (56 Prozent) befragten Deutschen stimmt zu, daß sich die christlichen Kirchen in Deutschland stärker als bisher auf ihre geistliche Tätigkeit wie auf Seelsorge konzentrieren sollten. Unter den Mitgliedern der katholischen Kirche und evangelischen Landeskirchen ist die Zustimmung mit jeweils 67 Prozent besonders groß. Gegenteilig sieht das einer von zehn Befragten (10 Prozent), die Übrigen wollten sich nicht äußern oder hatten keine Meinung. In Österreich spricht sich fast jeder Zweite (45 Prozent) für eine stärkere geistlich-seelsorgerliche Tätigkeit der Kirchen aus, während 13 Prozent das ablehnen.
EKD-Aufruf zur Corona-Impfung
Die Hälfte der Befragten (51 Prozent) findet den Aufruf der EKD während der Corona-Zeit richtig, sich gegen das Virus impfen zu lassen. Jeder Fünfte (19 Prozent) sieht das gegenteilig oder es ist ihm egal (21 Prozent).
Am skeptischsten zeigen sich freikirchlich organisierte Christen: Den Aufruf zur Impfung bewertet hier nur noch jeder Vierte (26 Prozent) als richtig und 43 Prozent als falsch. Im Vergleich zu Deutschen bewerten Österreicher die Empfehlung der Kirchen mit knapp drei von zehn Befragten (28 Prozent) deutlich weniger als richtig und viel häufiger als falsch (35 Prozent).
Gottesdienst-Lockdown
Im Corona-Lockdown wurden in Deutschland auch die Kirchen zeitweise für Gottesdienste und Gemeindeversammlungen geschlossen. Diese politische Entscheidung bewerten 43 Prozent der Deutschen als richtig und rund jeder Dritte (30 Prozent) als falsch.
Auch bei diesem Thema zeigen sich Freikirchler kritischer als andere christliche Konfessionen: Nur rund jeder fünfte Freikirchler (21 Prozent) findet die damals ausgesetzten Gottesdienste richtig. Von den AfD-Wählern finden fast sechs von zehn (57 Prozent) falsch, daß sich die Gemeinden über viele Wochen nicht wie gewohnt zum Gottesdienst versammeln durften, 16 Prozent AfD-Wähler stimmen eher zu.
Kirchenaustritt
Während jedes zweite Mitglied (52 Prozent) einer christlichen Kirche in Deutschland derzeit einen Kirchenaustritt für sich ausschließt (Österreich: 47 Prozent), sitzt mehr als jedes dritte aktuelle Kirchenmitglied auf gepackten Koffern: 15 Prozent sagen, sie wollen „sicher“ austreten (Österreich: 17 Prozent), weitere 21 Prozent treten „vielleicht“ aus (Österreich: 23 Prozent).
Christen, die in der Kirche bleiben wollen, geben als Grund ihre persönliche Überzeugung an (27 Prozent; Österreich: 22 Prozent) oder häufiger die Tradition (32 Prozent; Österreich: 41 Prozent). Am häufigsten bleiben Freikirchler aufgrund ihres persönlichen Glaubens in der Gemeinde (36 Prozent; Österreich: 33 Prozent). Politische Gründen dagegen halten nur einen von 25 Befragten (4 Prozent) in der Kirche. Überraschend: Ostdeutsche Kirchenmitglieder bleiben mit jedem dritten Kirchenmitglied (34 Prozent) häufiger aus persönlicher Überzeugung in der Kirche als westdeutsche (26 Prozent).
Kirchensteuer
Die Hälfte der Befragten spricht sich dafür aus, die christlichen Kirchen sollten die Kirchensteuer selbst einziehen. 18 Prozent sagen, der Staat solle dies wie bisher erledigen.
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Quellenlink : Im Auftrag von „Kontrafunk“Umfrage: Statt „Letzte Generation“ mehr Seelsorge in Kirchen gewünscht