Das sei „ein richtiger Trend“, sagt einer der Barkeeper der bekannten Zürcher Kronenhalle, aber „am besten Sie probieren einfach selbst“, und stellt gesagt, getan drei kleine Gläser und drei Flaschen auf den altehrwürdigen Tresen der Schweizer Hochprozentigen-Institution. Sind die aufgereihten Gemäße nicht so etwas wie respektlose Blasphemie? Denn auf dem Holz, auf dem in gedämpftem Licht schon so einige erfahrene Ethanolexpertenellenbogen ruhten, steht alkoholfreier Gin.
Ein Oxymoron. „Ja, was denn nun?“ raunt die zugespitzte Frage durch Kneipen, Trinkhallen und Köpfe, seitdem die Jever-Brauerei ihr alkoholfreies Bier „Fun“ getauft hat. Wie soll das zusammenpassen? Kann man beides haben? Alkoholfreie Schnäpse – oder besser „Schnäpse“ – sind die nächste Stufe. Große Hersteller wie Tanqueray oder Gordon’s und selbst auf der Gin-Welle reitende Manufakturdestillen wie Berliner Brandstifter oder Siegfried haben mittlerweile eine 0.0-Variante im Sortiment. „Und es wird auf alle Fälle gekauft, mehr als gedacht“, sagt ein Verkäufer in einem Getränkemarkt.
Anderen mutet das alles noch grotesker an als alkfreies Bier; flüssige Wortklaubereien à la „veganer Wurstsalat“. Hinzu kommt, daß schon „Virgin Cocktails“ seit jeher spießig-langweilig erscheinen und oft als „bunte Säfte“ oder „Mocktails“ (to mock, englisch für „vortäuschen“ aber auch „verspotten“) belächelt werden. Auch die geistreichsten Umbenennungen von Cocktailklassikern wie „Safer Sex on the Beach“ oder „Virgin Colada“ erinnern eher an katholisches Internat als an durchzechte Wochenenden.
Gin könnte gut zu Wermut und Tonic passen
Aber nun gut, eine Verköstigung kann nicht schaden, um sich eine persönliche Meinung zu erlauben. Die erste der angetretenen Kronenhallen-Pullen schmeckt irgendwie nach abgestandenem Almdudler. Die zweite nach abgekühltem Kräutertee, den man mit Wasser verdünnt hat – Erinnerungen an vergilbte Thermoskannen bei Klassenfahrtsfrühstücken werden wach. Der Umstand, daß beide in hochwertigen Flaschen abgefüllte Produkte nicht gekühlt sind, unterstützt das Urteil „nicht überzeugend“.
Das dritte Produkt aber – und der interessierte erwartungsvolle Blick des Barkeepers ließ eine Vorahnung vermuten – hat tatsächlich etwas. Harmonierende Aromen, eine leicht dickflüssigere Konsistenz: zu einem Wermut oder Tonic könnte das durchaus passen. Gute Nachrichten für Fahrer, Schwangere oder Sportler angesichts der nächsten geselligen Runde.
Und ein georderter Tonic ergänzt die leicht gelbliche Flüssigkeit in der Tat; bringt er schließlich auch Kohlensäure mit. Etwas, was allen drei alkoholfreien „Gins“ gefehlt hat. Das ist ein wirkliches Manko: Sie haben etwas Brauseartiges, liegen aber bei den ersten Reaktionen der Geschmacksrezeptoren und dazu einsetzenden Bilder im Kopf deutlich hinter üblichen erfrischend prickelnden Limonaden – außerdem: Mixgetränk mit Mixgetränk mixen? Der Halal-Suff hat ein Identitätsproblem.
Bio, vegan und zuckerfrei als Werbebotschaften
Warum also vergleichsweise viel Geld für eine Flasche Kräuterwässerchen ausgeben, wenn man gleich bei einer Limonade bleiben kann und Cola, Eistee und Co. sehr viel billiger sind und eine ganz besondere, individuell abgestimmte Note leicht mit einer selbstgemachten Limo erreicht werden kann. Immerhin kostet eine umdrehungsfreie 0,7l-Flasche Tanqueray um die 20, eine Gordon’s um die 15 und ein Seedlip sogar um die 30 Euro.
Die Hersteller wollen neben Bio, vegan, Handwerk, zucker- und konservierungsstoffrei mit aufwendig zusammengestellten „Botanicals“-Geschmäckern punkten. Gin, dessen Hype durch die variierbare Zugabe von Kräutern und anderen Ingredienzien mitausgelöst wurde, ist dafür prädestiniert. Längst entstehen – wie vor einigen Jahren kleine hippe Brennereien – Startups, die auf den Anti-Alkohol-Zug aufspringen. Der Laori Juniper No 1 (25 Euro für 0,5l) verspricht dem „Trinker“ dank des „Geschmacks von Rosmarin, Kardamom und Wacholder“ zu vergessen, daß es sich um einen alkoholfreien Drink handelt.
Ein erweiterter Selbstversuch zurück in Deutschland kann das allerdings nicht ganz bestätigen; pur auf gar keinen Fall. Das „ginnige“, „ölige“, „schnapsige“ In-der-Kehle-Brennen, die wohlige Wärme fehlt. Doch vielleicht ist genau das etwas, wonach einige suchen. Gesünder ist es allemal. Gerade Mischungen mit Softgetränken nach dem eigenen Gusto können hochsubjektiv sein und dabei die richtigen Noten treffen. In diesem Sinne: Prost!
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Quellenlink : Geistfreies TrinkenAlkoholfreier Gin: Würde uns nicht etwas fehlen?