Energieversorgung neu denken: Energieversorgung neu denken Tschechien und Polen setzen auf Kernenergie

Polen und Tschechien haben sich darauf verständigt, ihre Zusammenarbeit in der zivilen Nutzung der Kernenergie zu intensivieren. Diese Vereinbarung wurde am Dienstag während einer gemeinsamen Sitzung beider Kabinette in Prag zwischen dem polnischen Premierminister Donald Tusk und seinem tschechischen Amtskollegen Petr Fiala getroffen.

Tusk betonte, daß Polen in diesem Sektor „von null“ beginne, während Tschechien bereits über jahrzehntelange Expertise verfüge. Polen kann durch diese Zusammenarbeit von Tschechiens bestehenden Infrastrukturen und Know-how profitieren, während Prag durch diese Partnerschaft seine Position in der regionalen Energiepolitik stärken kann. Aktuell betreibt Tschechien sechs Atomreaktoren an zwei verschiedenen Standorten.

Die Tschechische Republik begann bereits in den 1970er Jahren erstmals mit dem Bau von Kernkraftwerken. Das erste AKW, das in Betrieb genommen wurde, war das Kernkraftwerk Dukovany im Jahr 1985. Der Bau des zweiten wurde in den 1990er Jahren abgeschlossen. Die Inbetriebnahme erfolgte 2002. Diese Anlagen tragen seither maßgeblich zur tschechischen Energieversorgung bei.

Kernkraft trifft in Tschechien auf Wohlwollen

Im Gegensatz zu Deutschland hat die tschechische Bevölkerung eine durchweg positive Einstellung zur Kernenergie. Umfragen belegen eine hohe Zustimmung für die Atomkraft. Politiker aller Parteien befürworten überwiegend den Ausbau der Kernenergie als wesentlichen Bestandteil der nationalen Energiepolitik. Premierminister Fiala hat zudem jüngst die Bedeutung der Kernkraftwerke für den nationalen Arbeitsmarkt hervorgehoben. Tatsächlich schaffen sie unzählige Arbeitsplätze.

Schätzungen zufolge hängen derzeit etwa 20.000 bis 25.000 Arbeitsplätze direkt und indirekt von der Kernkraft ab. Diese Zahl umfaßt nicht nur die Mitarbeiter in den Anlagen selbst, sondern auch Beschäftigte in der Zulieferindustrie, im Bauwesen sowie in Forschungs- und Entwicklungsabteilungen, die mit der Kernenergie verbunden sind.

Tschechien kann Europas Kernkraftvorreiter werden

Des Weiteren plant Tschechien, seine Kernenergieproduktion erheblich auszubauen. Auch Polen strebt an, in diesem Bereich von seinem „großen Bruder“ zu lernen und seine Energieversorgung zu diversifizieren.

Der aktuelle Energieplan der Prager Regierung sieht vor, den Anteil der Kernkraft im Strommix von etwa 37 Prozent auf über 50 Prozent bis 2040 zu erhöhen. Dies beinhaltet den Bau neuer Reaktoren in Dukovany und Temelín sowie die Einführung von sogenannten Small Modular Reactors (SMRs), die als innovative Lösung für die zukünftige Energieversorgung gelten.

SMRs repräsentieren eine vielversprechende Technologie zur Effizienzsteigerung und Sicherheitsverbesserung der Kernenergie. Sie bieten eine kosteneffektive Möglichkeit zur Erzeugung von sauberem Strom und zeichnen sich durch eine maximale elektrische Leistung von bis zu 300 Megawatt (MWe) pro Einheit aus. Damit sind sie deutlich kompakter als herkömmliche Kraftwerke, die oft über 1.000 MWe erzeugen.

Ein wesentlicher Vorteil der SMRs liegt in ihrer Vorfertigung in Fabriken, wodurch sie anschließend zum Einsatzort transportiert werden können. Dieser Prozeß ermöglicht eine schnellere, flexiblere und kostengünstigere Installation, was die Attraktivität dieser Technologie weiter erhöht. Aufgrund ihrer kleineren Größe haben SMRs außerdem eine reduzierte Menge an radioaktivem Material, was das Risiko im Falle eines Unfalls verringert.

Auch Polen sattelt Energiepolitik um

Polen plant einen umfassenden Einstieg in die Atomenergie, um seine Energieversorgung zu diversifizieren und den CO2-Ausstoß signifikant zu reduzieren. Das Land gehört zu den wenigen EU-Staaten, die bisher keine Atomkraftwerke betrieben haben. Bereits in den 1980er Jahren wurden Pläne zur Errichtung eines Atomkraftwerks in Polen vorangetrieben. Diese Vorhaben wurden jedoch nach der Tschernobyl-Katastrophe auf Eis gelegt, und der Rohbau blieb unvollendet.

Nun soll sich dieser Stillstand jedoch ändern. Polen beabsichtigt, in den kommenden Jahrzehnten stark in die Kernkraft zu investieren. Der Zuschlag für den ersten Reaktorblock des Landes wurde an den US-amerikanischen AKW-Hersteller Westinghouse vergeben, wobei die Inbetriebnahme der Anlage in Choczewo für das Jahr 2033 geplant ist. Weitere fünf Reaktorblöcke sollen bis 2040 folgen.

Ein wichtiger Schritt für das Land, denn aktuell bezieht Polen etwa 80 Prozent seiner Energie aus Kohle, was das Land zu einem der größten Luftverschmutzer Europas macht. Der Druck zur Reduzierung der Kohleverstromung und zur Erfüllung der EU-Klimaziele hat die Regierung veranlaßt, die Kernkraft als essentiellen Bestandteil ihrer Energiewende in Betracht zu ziehen. Obwohl die Warschauer Regierung auch Offshore-Windparks und Solarkraftwerke fördern möchte, betont sie, daß eine alleinige Abhängigkeit von diesen erneuerbaren Energien nicht ausreicht, um den Energiebedarf des Landes zu decken.

Auch Deutschland sollte umdenken

Deutschland kann in dieser Hinsicht von seinen östlichen Nachbarn lernen. AKWs stellen eine klimafreundliche Alternative zur Kohlekraft dar und bieten zudem eine wesentlich höhere Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit im Vergleich zu Solar- und Windenergie.

Um niedrigere Strompreise für Privathaushalte zu gewährleisten und Unternehmen im eigenen Land wettbewerbsfähige Energiekosten anzubieten, benötigt Deutschland daher eine zuverlässige Energiequelle. Um den richtigen Schritt in Richtung Energiesicherheit und Klimaneutralität zu gehen, wäre daher auch für Deutschland die erneute Integration der Atomkraft in den deutschen Strommix von essentieller Bedeutung.

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