Eklat in GroningenMänner-Rollen mit Männern besetzt: „Warten auf Godot“ gecancelt

GRONINGEN. Die Cancel Culture hat eine neue Blüte getrieben. In der niederländischen Stadt Groningen hat ein Theater die Aufführung des weltberühmten Stücks „Warten auf Godot“ verboten. Angeblich würden andere Geschlechter diskriminiert, weil die Rollen nur mit Männern besetzt wurden. Doch in Samuel Becketts Vorlage gibt es keine weiblichen Charaktere.

Der Regisseur hätte einige diese Rollen trotzdem mit Frauen oder Diversen besetzen müssen, erklärt das Groninger Kulturzentrum zur Begründung. Da er dies nicht getan habe, verstoße er gegen die Regeln des Hauses.

Godot-Rollen dürfen nur Männer spielen

Die Cancel Culture trifft die englischsprachige Theatergruppe der Universität Groningen. Als zum Vorspielen für die fünf männlichen Rollen auch nur Männer eingeladen wurden, griff das Kulturzentrum durch und untersagte die weiteren Proben. Das Stück sollte im März Premiere feiern.

Der dpa sagte eine Sprecherin des Theaters: „Es geht nicht an, daß Gruppen von Menschen ausgeschlossen werden.“ Ihr Kulturzentrum müsse für alle Geschlechtergruppen offen stehen.

Pikanterweise und in offensichtlicher Vorahnung, wie sich die Kulturszene einmal ändern könnte, hatte der 1989 verstorbene Beckett verfügt, daß die Männerrollen in „Warten auf Godot“ nur mit männlichen Schauspielern besetzt werden dürfen.

Der 26jährige Regisseur Oisín Moyne sagte dem holländischen Dagblad van het Noorden, er fühle sich „als ob ich in einem absurden Traum gelandet bin“. Er habe überhaupt nichts dagegen, daß auch Frauen Männerrollen spielten. Allerdings fürchte er gerichtliche Schritte durch die Stiftung, die Becketts Rechte verwaltet. (fh)

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