„Der seltene Fang“ im ViktoriaparkGrüne wollen Meerjungfrau aus Berliner Stadtbild fischen

BERLIN. Die Grünen haben sich dafür ausgesprochen, die Bronzeskulptur einer Meerjungfrau im Berliner Viktoriapark mit einer Hinweistafel zu versehen, weil das Kunstwerk Sexismus verbreite. „Gewalt gegen Frauen ist keine Deko“, betonte die Grünen-Fraktionschefin in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Friedrichshain-Kreuzberg, Sarah Jermutus, wie die Tageszeitung B.Z. am Donnerstag berichtete.

Sie sei irritiert davon, daß dort an prominenter Stelle eine Skulptur stehe, die sexualisierte Gewalt verharmlose, normalisiere und ästhetisiere. „Diese Irritation wird von vielen Menschen aus der Zivilgesellschaft geteilt.“

„Die Partei“-Partei: „Es geht hier überhaupt nicht um Frauen“

Im entsprechenden BVV-Antrag forderten die Grünen, endlich eine öffentliche Diskussion über den Umgang mit dem Figurenensemble zu beginnen. Eine solche „ästhetisierende und erotisierende Darstellung von Gewalt gegen Frauen im öffentlichen Raum“ sei vor dem Hintergrund real existierender sexualisierter Gewalt „kaum angemessen“. Der Grünen-Antrag zur Umgestaltung des Kunstwerks wurde daraufhin an den BVV-Ausschuß für Kultur und Bildung sowie Partizipation überwiesen.

Auszug aus dem BVV-Antrag der Grünen Foto: BVV-Friedrichshain-Kreuzberg
Auszug aus dem BVV-Antrag der Grünen Foto: BVV-Friedrichshain-Kreuzberg

Der Bezirksverordnete Torben Denecke (Die Partei) lehnte den Grünen Vorstoß mit der Begründung ab, daß die Statue „eher abstrakt“ sei. „Es geht hier überhaupt nicht um Frauen“, mahnte der Politiker laut dem Tagesspiegel, sondern um eine „andere Spezies“ zwischen Mensch, Tier und Natur.

Der Kreuzberger CDU-Abgeordnete Timur Husein äußerte laut der B.Z. hingegen: „Frauen, die wirklich Gewalt erfahren, nützt das genauso wenig wie es Nixen auf der Welt gibt.“ Die Diskussion über die Meerjungfrau sei ein „Luxusproblem von Akademikern“.

Meerjungfrauen-Initiative: „Unsere Gedanken sind bei der Nixe“

In der Vergangenheit hatte sich bereits die lokale Initiative „Nixen- und Meerjungfrauen*solidarität“ für einen kritischen Umgang mit der 1896 vom Berliner Künstler Ernst Herter angefertigten Plastik eingesetzt.

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„Unsere Gedanken sind bei der Nixe und allen Menschen, die zu Hause, während der Arbeit, im Krieg, auf der Flucht oder woanders sexualisierte Gewalt erleben mußten und müssen“, teilte die Nixensolidarität im März zu einer Protestaktion im Viktoriapark mit.

„Der seltene Fang“ wird nicht selten angegriffen

Doch auch davor schon war die Meerjungfrau zum Ziel von diversen Attacken geworden. 2019 etwa verunstalteten Linksradikale die Bronze mit Verweis auf ihren „antirassistischen und antikapitalistischen Feminismus“.

„Die Skulptur ‘Der seltene Fang’ ist ein Beispiel für eine öffentliche Zurschaustellung von Rape Culture“, begründeten die selbsternannten Feministen damals ihre Aktion. Sie trage zu einer „Vergewaltigungskultur“ in der Gesellschaft bei.

Feministischer Protest im Jahr 2019 Foto: FU Berlin
Feministischer Protest im Jahr 2019 Foto: FU Berlin

Wissenschaftler der Freien Universität Berlin kommentierten die Attacke seinerzeit wohlwollend. „Leider war diese Umgestaltung von kurzer Dauer“, schrieben sie in einem Blogbeitrag des Arbeitsbereiches „Friedens- und Konfliktforschung“.

Herter gestaltete Kunstwerke von New York bis Korfu

Der Bildhauer Ernst Herter hat neben der Meerjungfrau auch Plastiken in Deutschland, Polen, Griechenland und den Vereinigten Staaten gestaltet. Seine Kunstwerke orientieren sich an antiken Vorbildern und stellen oftmals griechische Sagenfiguren dar, wie seine Hermesstatue vor der Hermesvilla in Wien.

Herter hatte im Laufe seiner Künstlerkarriere aber auch Standbilder von historischen Persönlichkeiten wie Otto von Bismarck und Hermann von Helmholtz angefertigt. (fw)

Quellenlink : „Der seltene Fang“ im ViktoriaparkGrüne wollen Meerjungfrau aus Berliner Stadtbild fischen