Immer größer wird die Ratlosigkeit über antiisraelische und antisemitische Exzesse an deutschen Hochschulen. Die Vorkommnisse an der Technischen Universität (TU) und der Humboldt-Universität (HU) sind nur die aktuell sichtbarsten Spitzen des Eisbergs. Geraldine Rauch, TU- Präsidentin, wird wegen des Likens antisemitischer Postings in sozialen Netzwerken mutmaßlich diese Woche ihren Posten verlieren.
Der Stuhl von Julia von Blumenthal, Rauchs Amtskollegin von der HU, wackelt ebenfalls. Sie hatte feige zugesehen, wie propalästinensische Chaoten Räume der HU verwüsteten und mit antisemitischen Parolen beschmierten. Erst auf Druck des Berliner Senats räumte die Polizei die Universität. Für viele Beobachter scheint es jetzt eine große Überraschung zu sein, daß Autorität und Ordnung an unseren Hochschulen nicht erst seit kurzem erodieren. Der Umstand fällt jedoch nur auf, weil die Ausschreitungen die heikle Frage Israel berühren und Antisemitismus in Deutschland aus historischen Gründen eigentlich ein besonders großes Tabu ist.
Tatsächlich reicht der Tabubruch und das Einreißen der Ordnung ein halbes Jahrhundert zurück. Karlheinz Weißmann hat soeben noch einmal darauf hingewiesen, wie 1968 linksradikale Gruppen mit nackter Gewalt die Machtfrage an den Universitäten stellen und wegen eines auf Appeasement gestimmten Bürgertums für sich entscheiden konnten. Seit Jahrzehnten gilt die linke Dominanz an Universitäten als normal, daß Konservative systematisch aus ihren Lehrstühlen vertrieben wurden, selbst brave CDU-Politiker mit Gebrüll und Gewalt an Auftritten gehindert werden und das Hausrecht systematisch gegen Links nicht durchgesetzt wird.
Bei Antisemitismus schweigen die „Anständigen“
Nun ist das linksliberale universitäre und mediale Umfeld verblüfft, „sich plötzlich selbst dem Unflat, der Drohung, dem Niederbrüllen, dem gezielten Regelverstoß und dem Deplatforming ausgesetzt zu sehen, das man bisher nur schadenfroh beobachtet hat, wenn es Klassisch- und Nationalliberale, Konservative und Rechte traf“ (Weißmann). Während der Suffgesang von ein paar Studenten auf Sylt zu einer Staatsaffäre aufgeblasen wird, ist von einem „Aufstand der Anständigen“ gegen die Welle des Israel- und Judenhasses an den Universitäten nichts zu sehen.
Eine sachliche Debatte über den Nahost- Konflikt sollte an Universitäten einschließlich israelkritischer (nicht antisemitischer!) Positionen Platz haben – wenn es dort überhaupt einen Raum für offene Debatten gäbe. Doch dieser wurde systematisch erstickt, wie dies auch gesamtgesellschaftlich geschehen ist. Die Revolution von ’68 frißt heute ihre Kinder. Vielleicht ist jetzt der geeignete Moment gekommen, um endlich den antifreiheitlichen Muff von 56 Jahren fortzublasen.
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Quellenlink : Das Erbe von 1968: Das Erbe von 1968 Antisemitismus an den Universitäten – Kind einer Revolution