Corona-AufarbeitungCDU stößt Impfschäden-Debatte an und lädt Betroffene in den Bundestag

BERLIN. Im Bundestag sind erstmals Betroffene zu Wort gekommen, die von Nebenwirkungen oder Langzeitfolgen der Corona-Impfung berichten. Angestoßen hatte den Gipfel zum Thema Impfschäden der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Tino Sorge (CDU), wie die WELT berichtete. Damit greift erstmals eine andere Partei als die AfD das Thema auf.

Es sei „ein ganz normales Thema“, welches „in die Mitte der Gesellschaft“ gehöre, sagte Sorge.  Das „Signal an die Betroffenen“ müsse sein: „Wir sehen Sie, und wir wollen Sie so gut wie möglich unterstützen.“

An den Rollstuhl gefesselt

Genaue Zahlen, wie viele Menschen in Deutschland von Impfschäden betroffen sind, gibt es noch nicht. Das Paul-Ehrlich-Institut registrierte bis zum Oktober 943 Verdachtsmeldungen. Die Dunkelziffer dürfte allerdings höher sein.

Der Leiter der Post-Covid-Ambulanz der Universitätsklinik Marburg, Bernhard Scheffer, geht von weitaus höheren Zahlen aus. 50.000 bis 80.000 Menschen sind seiner Schätzung nach in Deutschland vom sogenannten Post-Vac-Syndrom betroffen. Entscheidend sei daher mehr Grundlagenforschung. „Wir kämpfen gegen Unwissenheit und für wissenschaftliche Aufklärung“, betont er.

Zugute kommen soll das Menschen wie Stefanie von Wietersheim, die in Scheffers Ambulanz Patientin ist. Vor der dritten Impfung sei sie eine kerngesunde Frau gewesen. Nach der Booster-Spritze habe sie hingegen kaum noch laufen können, schwere Herz- und Brustschmerzen gehabt und ihren „eigenen Namen nicht mehr schreiben“ können. Viele Ärzte hätten ihre Krankheit zunächst nicht ernstgenommen. „Wir hoffen, daß dieser heutige Tag eine Zeit beendet, nämlich die Zeit der Diskriminierung, der Marginalisierung und der Traumatisierung von uns als Betroffenen“, sagt von Wietersheim.

Nutzer üben Kritik an der Union

Zuvor hatte die AfD häufig auf die Gefahren von Impfschäden hingewiesen und war von anderen Parteien dafür stark kritisiert worden. Darunter auch der Union. Im Dezember 2022 warf Stephan Pilsinger (CDU/CSU) der Partei vor, mit „falschen Horrorzahlen“ Menschen zu „verwirren“.

Auch die FDP hat das Thema bereits für sich entdeckt. Der Bundestagsabgeordnete Wolfgang Kubicki forderte im Dezember Obduktionen von Verstorbenen, die kurz zuvor gegen Corona geimpft wurden.

In den sozialen Netzwerken äußerten viele Nutzer Kritik an CDU-Mann Sorge und wiesen darauf hin, daß dieser noch im April 2022 für eine Impfpflicht für Menschen ab 60 Jahren gestimmt hatte. (lb)

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