POTSDAM. Der Dramaturgie-Professor an der Filmuniversität Babelsberg, Torsten Schulz, hat seiner Hochschule Intransparenz und eine zunehmend linke Politisierung vorgeworfen. „Ich habe noch keine Institution erlebt, in der es so viele Interna gibt, die nicht nach draußen dringen dürfen“, bemängelte er in einem Gastbeitrag für die Berliner Zeitung.
Er betonte, daß Kandidaten für Professuren sich in der Bewerbungsphase zu Themen wie Gleichstellung, Diversität und Nachhaltigkeit äußern müßten. Wer solche Werte nicht unterstütze, müßte entgegen dem öffentlichen Charakter der Ausschreibungen mit schlechteren Chancen rechnen.
Zudem bemängelte der Schriftsteller und Drehbuchautor politisierte Vorgaben für künstlerische Projekte. So sei der Begriff „Nachhaltigkeit“ von „wenig liberalen Aktivisten“ okkupiert, die nach Berücksichtigung bestimmter Punkte verlangten. „Zum Beispiel: ‘Erfolgt im Verhalten der Charaktere eine klare Veränderung hin zu nachhaltigeren Praktiken oder Einstellungen?’ Oder gar: ‘Nutzen Charaktere nachhaltige Verkehrsmittel?’“
Namensgeber der Filmuniversität galt als SED-treu
Seit ein paar Jahren beobachte Schulz zwei entgegengesetzte Haltungsrichtungen: „Zum einen so etwas wie Safe-Space-Mentalität, Angst vor Ambiguität und die Neigung, an jeder Ecke Diskriminierung wahrzunehmen, die natürlich oft und gern an dafür geschaffene Antidiskriminierungskommissionen gemeldet wird. Zum anderen eine Offenheit, für die ich dankbar bin.“ Er warb für ein Klima „ohne Einschränkungen, geschweige denn Tabus, schon gar nicht selbstverordnete“, und warnte vor einem weltweit „wachsenden Autoritarismus, der alles und jeden betreffen“ werde.
Anlaß des Gastbeitrages war der 70. Jahrestag der Universitätsgründung. Die Babelsberger Hochschule Konrad Wolf ist die größte ihrer Art in Deutschland und seit 2014 die einzige im Universitätsrang. Zu den berühmtesten Absolventen zählen unter anderem der Regisseur Andreas Dresen sowie die Schauspielerin Marleen Lohse. Der Namensgeber der Hochschule, Regisseur Konrad Wolf, war von 1965 bis 1982 Präsident der Akademie der Künstler der DDR. Während seiner Amtszeit unterstützte er die Ausbürgerung Wolf Biermanns und galt als linientreu. (kuk)
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Quellenlink : Cancel Culture: Cancel Culture Wie woke ist die Filmuniversität Babelsberg?