Buchvorstellung in der Bibliothek des Konservatismus: Buchvorstellung in der Bibliothek des Konservatismus Leihmutterschaft – Von Frauen als Brutkästen und gekauften Kindern

Birgit Kelles Vortrag beginnt mit einer düsteren Prophezeiung: Alles, worüber sie heute berichten werde, sei erst der Anfang. Die Reproduktionsmedizin sei schneller als die Debatte über die Implikationen, die dieser Fortschritt mit sich bringt. Kelle ist charismatisch und besitzt ein Talent für prägnante Aussagen: „Warum müssen wir im 21. Jahrhundert noch darüber diskutieren, was ein Mensch kostet?“

Das Geschäft floriere vor allem dort, wo eine Kombination aus Gesetzlosigkeit, Korruption und Armut herrsche. Für Kelle der Grund, weshalb nur ein globales Verbot die Nachfrage eindämmen könne. Die Kunden würden die Transaktion oft als eine Form von Entwicklungshilfe begreifen: Die Frau werde schließlich mit einer für ihre Verhältnisse hohen Summe entschädigt.

Lange sei Indien der Hauptmarkt für Leihmutterschaft gewesen. Nach mehreren Gesetzesverschärfungen sei dieser in den letzten Jahren in die Nachbarländer sowie Osteuropa und die USA, aber auch Afrika abgewandert. In den USA sei das Hochpreissegment angesiedelt, wo ein Kind zwischen 100- und 300.000 Dollar koste, während in der Ukraine eines bereits für 50.000 Dollar zu haben sei.

Leihmutterschaft als Frage der Gerechtigkeit?

Das Ganze sei ein 14-Milliarden Dollar-Markt mit einem prognostizierten Anwachsen auf 130 Milliarden Dollar innerhalb der nächsten zehn Jahre. Die Gewinnspannen seien hoch, die Frauen würden dabei am wenigsten verdienen. Die Hauptprofiteure seien Agenturen, Labore, Ärzte und Rechtsanwälte.

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Es gäbe zwei Hauptzielgruppen: Wohlhabende, oft prominente heterosexuelle Paare und schwule Männer. Erstere wollten die Strapazen der Schwangerschaft nicht auf sich nehmen und könnten so auch noch im fortgeschrittenen Alter Eltern werden. Bei schwulen Männern spiele hingegen die Vorstellung eines Rechts auf Kinder eine Rolle.

Dies sei auch der Grund, weswegen der Diskurs über Leihmutterschaft oft mit der LGBTQ-Bewegung verzahnt sei und als Frage von „Fortpflanzungsgerechtigkeit“ verhandelt werde. Schwulen Männern die Leihmutterschaft zu verweigern, sei diskriminierend und homophob, da sie nur so Kinder bekommen könnten, heißt es von Lobbyisten.

Fehlgeburten und Komplikationen sind häufig

Es werde wenig über die Kinder selbst gesprochen, es werde über sie verfügt, Besitzansprüche würden verhandelt. Um die Verbindung zwischen Mutter und Kind zu entkoppeln, sei es Standard, daß die Eizellspenderin und die Leihmutter nicht miteinander identisch seien.

Embryonen würden produziert – und immer wieder abgetrieben. Fehlgeburten seien häufig, da mit fremdem genetischem Material gearbeitet werde. Dies bedeute ein gesundheitliches Risiko: Die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaftsvergiftung verdopple sich, bei Zwillingen sei sie sogar dreimal zu hoch. Die Frau müsse Immunsuppressiva nehmen, damit der Körper das Kind nicht abstoße. Es handele sich immer um Risikoschwangerschaften. Außerdem gebe es Spätfolgen, die nicht abzusehen seien. Gerade Frauen in ärmeren Ländern könnten dann keine Rechtsansprüche durchsetzen.

Werbung mit „gutem Genmaterial der Ukrainerinnen“

Es würden auch verschiedene Anforderungen an Eizellspenderin und Leihmutter gestellt: Auf manchen Agenturwebsites werde beispielsweise mit dem „guten Genmaterial der Ukrainerinnen“ geworben. Man könne nach Bildungsabschluß und ethnischer Herkunft filtern. Nur kluge, schöne Frauen sollten Eizellen liefern.

Die Leihmutter habe andere Qualitäten zu beweisen: Nur Frauen, die bereits Kinder geboren und somit ihre Funktionstüchtigkeit als Brutkästen bewiesen hätten, kämen in Frage. Das soziale Umfeld sei wichtig. Außerdem solle die Familienplanung bereits abgeschlossen sein, da sie anschließend unfruchtbar sein könne.

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Kinder leiden unter der Schwangerschaft

Das Recht des Kindes, seine biologischen Eltern zu kennen und bei seinen Verwanden aufzuwachsen, werde ignoriert. Ebenfalls spiele es keine Rolle, was es für ein Kind bedeute zu erfahren, daß seine Mutter es aus finanziellen Gründen bekommen und weggegeben habe. Des Weiteren hätten Leihmütter auch noch andere Kinder, welche die Schwangerschaft miterlebten und das Kind als Bruder oder Schwester ansähen: Es wirke verunsichernd auf sie, zu sehen, daß ihre Geschwister weggegeben würden.

In der Ukraine sei es im Zuge der Corona-Lockdowns und des Krieges dazu gekommen, daß manche Kinder nie abgeholt worden seien. Auch hätten die Frauen trotz der Bombardements nicht ausreisen dürfen, weil es sonst nicht mehr möglich gewesen wäre, das Kind problemlos zu adoptieren.

Wolle man Leihmutterschaft legalisieren, müsse man die Menschenwürde neu definieren. Kein Vertrag und keine noch so gute medizinische Versorgung der Leihmutter änderten etwas daran, daß Kinder gekauft würden. Man könne eigentlich nur das weggeben, was einem gehöre. Wenn aber der Mensch nur sich selbst gehöre, wie sei es dann möglich, ihn zu verkaufen?

Kampf gegen eine mächtige Lobby

Hinter der Forderung nach der Liberalisierung der Leihmutterschaft stehe eine mächtige Lobby. Auch gebe es immer wieder Versuche, das Embryonenschutzgesetz aufzuheben und ein Interesse daran, an den aussortierten Embryonen forschen zu können. Noch ist es in Deutschland verboten, einer Frau eine fremde Eizelle einzupflanzen.

Doch warum liegt Kelle das Thema so sehr am Herzen?

Sie wolle das alles nüchtern festhalten, damit all jene, die heute für eine Legalisierung eintreten (wie die FDP-Abgeordnete Katrin Helling-Plahr) dereinst nicht behaupten könnten, von nichts gewußt zu haben. Die Konsequenzen seien bereits jetzt absehbar.

Quellenlink : Buchvorstellung in der Bibliothek des Konservatismus: Buchvorstellung in der Bibliothek des Konservatismus Leihmutterschaft – Von Frauen als Brutkästen und gekauften Kindern