Baden-Württemberg: Baden-Württemberg Warum ein Kinderarzt nur noch Patienten mit Deutschkenntnissen behandelt

KIRCHHEIM. Ein Kinderarzt aus Baden-Württemberg hat sich dazu entschieden, nur noch Patienten mit Deutschkenntnissen oder einem Dolmetscher zu behandeln. „Ich will meine Patienten rechtssicher behandeln – und dazu müssen wir uns gegenseitig verstehen“, sagte der Mediziner Ulrich Kuhn der Bild. Zuerst hatte Der Teckbote berichtet.

Im Empfangsbereich seiner Praxis im baden-württembergischen Kirchheim unter Teck stellte der Kinder- und Jugendarzt ein Schild auf, auf dem zu lesen ist: „Wir sprechen hier in der Praxis ausschließlich Deutsch! Sollte eine Kommunikation aufgrund fehlender deutscher Sprachkenntnisse nicht möglich sein und auch kein Dolmetscher persönlich anwesend sein, müssen wir eine Behandlung – außer in Notfällen – zukünftig ablehnen.“

Kuhn begründete seinen Entschluß gegenüber der dpa damit, daß immer mehr Eltern mit Kindern gekommen seien, die kein oder so gut wie kein Wort verstanden hätten. Weder eine Behandlung noch eine Diagnose sei so möglich gewesen. „Wir konnten den Patienten und ihren Eltern einfach nicht vermitteln, was zu tun ist“, schilderte er.

Kinderarzt weist Rassismusvorwürfe zurück

Seine Kollegen und er wollten Patienten „gefahrenfrei, sicher und vernünftig“ behandeln. Man habe aber bei den Patienten ohne Deutschkenntnisse keine Fragen stellen können, etwa nach Allergien oder der medizinischen Vorgeschichte, die „natürlich auch das therapeutische Vorgehen“ beeinflußten. „Beim Thema Impfung begehen wir jedes Mal eine kleine Körperverletzung, im Sinne des Bürgerlichen Gesetzbuchs und auch im Sinne des Strafgesetzbuchs. Wir müssen uns rechtlich absichern“, machte Kuhn deutlich.

Rassismusvorwürfe, die etwa im Internet gegen ihn erhoben wurden, wies er mit deutlichen Worten zurück und stellte klar: „Wir haben schon immer jedes Kind ohne Ansehen der Hautfarbe oder der Herkunft versorgt.“ Die Entscheidung habe nichts mit Diskriminierung zu tun, sondern mit der Realität. „Wenn kein Dolmetscher da ist und die Patienten uns nicht verstehen, dürfen wir sie eigentlich nicht behandeln. Wenn wir das trotzdem tun, bewegen wir uns ständig in einem rechtlichen Graubereich“, führte der Mediziner aus.

Zudem hätten seine Kollegen und er von den Patienten bisher keine negativen Reaktionen bekommen, sondern seien vielmehr bestärkt worden. „Eltern mit migrantischem Hintergrund haben nicht negativ reagiert, sondern die haben einfach umgesetzt, was wir wollten. Sie bringen jetzt Dolmetscher mit.“ Darüber hinaus habe eine Praxis am Bodensee angefragt, ob sie das Schild übernehmen dürfe.

Rechtslage ist eindeutig

Laut der Landesärztekammer Baden-Württemberg können Ärzte die Behandlung von Patienten unter verschiedenen Umständen abbrechen, heißt es in dem dpa-Bericht. Dazu würden auch „grundlegende Verständnisprobleme“ zählen. Berufsrechtlich sei den Ärzten ein erheblicher Ermessensspielraum zu belassen.

Die Situation sei für Ärzte kaum lösbar, teilte die Kassenärztliche Vereinigung in Stuttgart mit. „Auf der einen Seite möchten sie Patienten behandeln, auf der anderen Seite müssen sie Patienten aufklären.“ Um dies tun zu können, sei ein Mindestmaß an Kommunikation notwendig. Anwendungen wie Google Translator seien suboptimal und würden viel Zeit kosten, die dann nicht für andere Patienten zur Verfügung stehe. (dh)

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