„Alle sind betroffen“: „Alle sind betroffen“ Scholz entsetzt über Volkswagen-Sparhammer

WOLFSBURG. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat sich besorgt über die kürzlich bekanntgewordenen Sparpläne des Automobilkonzerns Volkswagen gezeigt. Es sei Auffassung des Kanzlers, „daß mögliche falsche Managemententscheidungen aus der Vergangenheit nicht zulasten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gehen dürfen“, teilte Vizeregierungssprecher Wolfgang Büchner in Berlin mit. Es gehe darum, „Arbeitsplätze zu erhalten und zu sichern“.

Am Montag gaben die Betriebsräte die Details der Sparpläne bekannt. Der umsatzstärkste Autokonzern Deutschlands will erstmals in seiner Geschichte Werke im Inland schließen, teilte Gesamtbetriebsratschefin Daniela Cavallo der versammelten Arbeiterschaft am Montag mit: „Alle deutschen Werke sind von diesen Plänen betroffen. Keines ist sicher.“ Insgesamt sollen drei Fabriken dichtmachen. Darüber hinaus habe der Vorstand vor, alle verbliebenen Werke in Deutschland zu verkleinern. „Konkret heißt es: Produkte, Stückzahlen, Schichten und ganze Montagelinien zu streichen.“ Als weitere Maßnahmen plane Volkswagen zudem pauschale Lohnkürzungen um zehn Prozent, Verlagerung einzelner Verwaltungsbereiche an Fremdfirmen sowie Nullrunden für die Jahre 2025 und 2026.

Damit wolle der Konzern insgesamt vier Milliarden Euro einsparen, berichtet das Handelsblatt. Bereits im September hatte Volkswagen seine Umsatz- und Gewinnprognosen zum zweiten Quartal in Folge nach unten korrigiert. Der Umsatz soll 2024 mit 320 Milliarden Euro zwei Milliarden weniger als im Vorjahr betragen. Außerdem rechnet die Firma zum Jahresende mit knapp neun Millionen verkauften Autos, das wären eine halbe Million weniger als zuvor erwartet.

Gewerkschaften warnen vor Gegenmaßnahmen

Deutliche Kritik äußerte der Verhandlungsführer der IG Metall, Thorsten Gröger. „Sollte Volkswagen am Mittwoch seinen dystopischen Weg bestätigen, muß der Vorstand mit den entsprechenden Konsequenzen unsererseits rechnen“, kündigte er gegenüber dem Handelsblatt an. Die Vorhaben des Vorstandes seien „Rabiatpläne, die in keiner Weise hinnehmbar“ seien.

Auch Gesamtbetriebsratschefin Cavallo verurteilte die Pläne und sprach von einem „Kahlschlag“. Sie beschuldigte die vorherige Konzernleitung um Herbert Diess. „Es ist der Vorstand, der hier alles angezündet hat und dann weggelaufen ist.“ Der Betriebsrat müsse „jetzt den Feuermelder geben“ und über die Pläne informieren.

AfD fordert mehr Technologieoffenheit

Unter Diess hatte sich Volkswagen nach dem Dieselskandal das Ziel gegeben, bis spätestens 2035 ausschließlich elektrische Autos zu produzieren. Sein Nachfolger Oliver Blume setzte den Kurs fort. Allerdings stiegen die E-Auto-Absätze langsamer als erwartet. Grund dafür waren mangelnde Nachfrage sowie Konkurrenz aus den USA und China.

AfD-Chef Tino Chrupalla kritisierte, „Politiker und kurzsichtige Wirtschaftsfunktionäre“ hätten „sich voreilig und einseitig für die Elektromobilität entschieden“. Die Entscheidung entspreche „nicht dem Wunsch der Verbraucher und dem Wohl der Arbeiter“, gab er zu bedenken. „Der Wirtschaftskrieg gegen den Osten führt zu hohen Energiepreisen und schadet dem Standort Deutschland.“ Um die Werke zu retten, müßten Politik und Wirtschaft auf „Technologieoffenheit, realistische Grenzwerte und günstige Energie“ setzen.

Gewinne brechen auch bei Volkswagen-Konkurrent ein

Unterdessen gerät auch Mercedes zunehmend in Bedrängnis. Der Autobauer kündigte am Freitag strenge Sparmaßnahmen an. „Die Finanzergebnisse des dritten Quartals entsprechen nicht den Ansprüchen, die wir bei Mercedes-Benz an uns selbst haben“, bedauerte Finanzchef Harald Wilhelm.

Der Gewinn vor Zinsen und Steuern soll von Juli bis September im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fast die Hälfte auf 2,52 Milliarden Euro geschrumpft sein. Noch schlechter steht es offenbar um die Pkw-Produktion, die das Kerngeschäft des Unternehmens ist. Dort soll der Gewinn um 63,8 Prozentpunkte eingebrochen sein. Damit „ist Mercedes auf dem Niveau der Sanierungsmarke VW angekommen“, sagte Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer der Welt. (kuk/mit zit)

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