AfD-Streit: AfD-Streit Höcke spricht Machtwort gegen Krah: „Zutiefst ehrenrührige Kampagne“

ERFURT. Eine unerwartete Wendung nimmt der seit Montag eskalierende Streit um die Personale Maximilian Krah in der AfD. Überraschend hat sich jetzt der AfD-Landesverband Thüringen im Konflikt um den Ausschluß des Spitzenkandidaten zur Europawahl Maximilian Krah aus der EU-Delegation der Partei positioniert und sich hinter den neuen Delegationsleiter René Aust gestellt. „Wir erwarten, daß die Kampagne gegen René Aust umgehend eingestellt wird und zur Sachlichkeit sowie Ehrlichkeit zurückgekehrt wird“, teilten die beiden Landessprecher der AfD Thüringen, Björn Höcke und Stefan Möller, am Donnerstag auf X mit.

In der AfD existierten verschiedene Standpunkte nebeneinander, so Höcke. Diese dürften aber niemals mit einem Absolutheitsanspruch vertreten werden. „Falschbehauptungen oder Diffamierungen haben keinen Platz in unseren Reihen“, betonten die Verbandschefs. Die Unterstützer von Krah hätten eine „zutiefst ehrenrührige Kampagne“ gegen René Aust begonnen. Besonders enttäuschend sei allerdings, daß der dabei gegen René Aust erhobene Vorwurf des „Verrats“ durch das Schweigen von Maximilian Krah zu den „Machenschaften“ seiner Unterstützer mitgetragen werde.

Krah-Unterstützer mobilisieren gegen René Aust

Auslöser des eskalierenden Streits ist der am Montag bekannt gegebene Ausschluß von Krah aus der AfD-Delegation für das Europaparlament. Insbesondere ein zeitweise für Krah in den Sozialen Medien tätiger Freelancer, Erik Ahrens, mobilisierte auf X mit wüster Polemik gegen den Ausschluß Krahs und bezeichnete René Aust dabei als „Verräter“: „Er wird als Delegationsleiter öffentlich in Erscheinung treten müssen, und vor jedem Auftritt muß er wissen, daß ihn danach eine Welle der Empörung und der offenen Benennung als Verräter erwartet“, schrieb Ahrens am Dienstag auf X.

Hintergründe für den Absturz Krahs sind komplex

In der AfD wird seit Wochen über die Gründe gestritten, weshalb Maximilian Krah in den letzten Wochen des EU-Wahlkampfes vom AfD-Bundesvorstand Auftrittsverbot erhielt und die Partei ihn schamhaft in der Versenkung verschwinden ließ. Inzwischen wurde deutlich, daß Krahs Interview mit der italienischen Zeitung La Republica, in dem er erklärte, nicht alle SS-Mitglieder seien Verbrecher gewesen, nicht der Grund – sondern nur noch der letzte Tropfen war, der ein bis zum Rand gefülltes Faß zum Überlaufen brachte. Die Chefin der französischen Rechtspartei Rassemblement National, Marine Le Pen, hatte Interview-Äußerungen zum Anlaß genommen, die Zusammenarbeit mit der AfD im EU-Parlament aufzukündigen.

Aus Kreisen der mit der AfD bis dahin im Rahmen der Fraktion Identität und Demokratie (ID) kooperierenden Parteien sind Gründe zu erfahren, die zum Zerschneiden des Tischtuches führten. Die AfD-Führung sei schon im Vorfeld des Aufstellungsparteitages 2023 händeringend gewarnt worden, Maximilian Krah als Spitzenkandidaten aufzustellen. Die Vorwürfe: Fehlende Teamfähigkeit, Alleingänge, undurchsichtige Beziehungen insbesondere nach China, prekäres finanzielles Gebahren.

Die Franzosen, denen das starke Übergewicht der deutschen Delegation im Rahmen der ID-Fraktion ohnehin zu schaffen machte, kamen die Extratouren Krahs entgegen, die Verbindungen zur AfD endgültig zu kappen. Aus FPÖ-Kreisen heißt es, Krah habe von Anfang an die Absicht gehabt, anstelle der ID eine „Hooligan-Fraktion“ mit Splitter- und Miniparteien aus Osteuropa zu schmieden, um als „Einäugiger unter den Blinden König sein zu können“. Man schüttele nur den Kopf über das von Krah angerichtete Chaos.

Krah galt schon länger als „Loose Cannon“

Bei der AfD-Spitze galt Krah schon seit Monaten als „Loose Cannon“ (tickende Zeitmombe) wie ein Insider aus dem Umfeld des AfD-Bundesvorstandes erklärt. Deshalb habe die Parteispitze ihm schon Wochen vor dem Wahlgang die Zusage abgerungen, auf Interviews insbesondere mit ausländischen Medien zu verzichten. Grund: Diese suchten nur nach anstößigen Äußerungen des AfD-Spitzenkandidaten, um diese innenpolitisch im jeweiligen Land gegen Partner der AfD in Stellung zu bringen. So geschehen mit dem Interview mit La Republica.

Daß Björn Höcke sich jetzt öffentlich gegen Krah wendet, unterstreicht den tiefen Absturz Krahs. Er galt als eine der Gallionsfiguren des aufgelösten „Flügels“. Ausgerechnet von Höcke selbst in die Schranken gewiesen zu werden, macht einen Strich durch die Rechnung einer gerade erst anlaufenden Solidarisierungskampagne. (fw/st/hpr)

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