Abrechnung mit Regierung: Abrechnung mit Regierung GDL-Chef Weselsky hofft auf Sahra Wagenknecht

BERLIN. Der Vorsitzende der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), Claus Weselsky, hat die Parteineugründung Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) gelobt. „Ich selbst verzweifle an der Frage: Wen soll man denn eigentlich wählen? Ich freue mich über das Bündnis Sahra Wagenknecht, wenigstens das kann ich sagen“, betonte der Gewerkschafter am Mittwoch im Gespräch mit der Zeit.

Bei dieser Gelegenheit zeigte er Unverständnis für seine eigene Partei, die CDU. Er wisse auch nicht, weshalb er noch Christdemokrat sei, „nachdem meine Kanzlerin Angela Merkel in ihrer Regierungszeit alles getan hat, um das Streikrecht auszuhöhlen“. Auch vom derzeitigen CDU-Parteichef Friedrich Merz erwarte er nicht viel. „Der nimmt sich die SPD, weil sie so am Boden liegt, und macht mit ihr ordoliberale Politik“, äußerte der gebürtige Dresdner.

Weselsky: Das Land wird von Würstchen regiert

Der Zustand des Landes bereite ihm Kummer. „Hier eine Schweinerei, dort eine Schweinerei, aber es passiert nichts. Da ist eine Entfremdung zwischen politischer Klasse und Bürgern entstanden, die ich beunruhigend finde.“ In der Politik seien teils „Würstchen“ unterwegs, die „nie so ganz fertig geworden sind mit ihrem Studium“. Daher verstehe er den Aufstieg der AfD – auch, wenn er ihn „scheußlich“ finde.

Seit Jahren würden Wähler in Deutschland als „Trottel“ abgestempelt, weil sie sich dagegen wehrten, daß das Land aus dem Elfenbeinturm regiert werde. „Ich finde die Reaktion der Wähler normal“, beteuerte der Bahner. Er hasse es, wenn Menschen unterstellt werde, sie seien dumm. Und: „Ich habe die AfD anfangs mal als wirkliche Alternative betrachtet, da waren ehrenwerte Menschen engagiert. Dann kam diese Radikalisierung, die schlimm ist.“

Auch Wagenknecht greift Bahnvorstand an

Weselsky war seit ihrer Gründung im Jahr 1990 Mitglied der GDL. In den Folgejahren erlebte er die Abwicklung der Deutschen Reichsbahn als Arbeitnehmervertreter mit. Allein zwischen 1990 und 1993 wurden dabei über 100.000 Bahnmitarbeiter entlassen. 1994 wurde die DDR-Zuggesellschaft schließlich mit der Deutschen Bundesbahn zur Bahn AG fusioniert. Ab 2008 arbeitete Weselsky als Vorsitzender der GDL – insgesamt 16 Jahre lang. In dieser Funktion hat er immer wieder durch offensive Streiktaktiken und verbale Ausfälle gegen den Bahnvorstand für Aufsehen gesorgt.

Auch BSW-Chefin Sahra Wagenknecht hatte indes zuletzt mit Attacken gegen die Geschäftsführung der Bahn auf sich aufmerksam gemacht. Unbestätigte Pläne, IC-Verbindungen von und nach Ostdeutschland ab 2025 einzusparen, kommentierte sie dem Spiegel zufolge mit den Worten: „Dieser unfähige Bahnvorstand gehört endlich ausgetauscht.“ Keine einzige Bahnstrecke dürfe verschwinden. (fw)

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